Die EU musste der Bevölkerung in vielen Mitglieds- oder Anwärterländern erst schmackhaft gemacht werden. In aufwändigen Kampagnen wurde für den Beitritt, die Wahlen auf EU-Ebene oder für oder gegen die Verfassung geworben. Im Rahmen eines NODE-Projekts nahm ein Team um den Politikwissenschafter Andreas Pribersky unter die Lupe, wie politische Werbung in den letzten Jahren das Bild der EU in verschiedenen Mitgliedsstaaten prägte. Beobachtet wurden vor allem Plakatkampagnen aus Frankreich, Spanien, der Slowakei, Ungarn und Österreich.

Im Bild: Die österreichische EG-Beitrittskampagne 1994 mit dem Slogan "Wir sind Europa", der während der ersten österreichischen Ratspräsidentschaft 1998 "recycled" wurde.

Foto: Institut für Politikwissenschaft

"Kein EU-Plakat ohne Nationalbezug", gelte für die Kampagnen der Länder Österreich, Slowakei und Ungarn, fasst Pribersky zusammen. Im Bild: In diesem slowakischen Plakat wird die Nation als zusätzlicher Stern im Reigen der europäischen Nationen positioniert.

Eines der Hauptergebnisse der vergleichenden Studie: Werbekampagnen in Westeuropa werden verstärkt auf inhaltlicher Ebene geführt, in Österreich, Ungarn und der Slowakei ist die Abgrenzung zur EU zu einem wichtigen Aspekt der Kampagnen geworden, das Versprechen, nationale Interessen gegenüber europäischer Vereinnahmung zu verteidigen, steht im Vordergrund.

Im Bild: SPÖ-Wahlkampagne zu den Wahlen zum Europaparlament 2004.

Die Europäische Union wird tendeziell als notwendiges Übel betrachtet. Was beispielsweise an diesem Plakatsujet sehr eindrucksvoll zu sehen ist. "Besser drinnen als draußen" hieß der Slogan der slowakischen Beitrittskampagne im Jahr 2003. Nachdrücklich visualisiert durch einen Goldfisch, der außerhalb des Wasserglases um sein Überleben kämpft.

Vergleichbar, wenn auch weniger fatalistisch, dieses Sujet der österreichischen Beitrittskampagne 1994: "Gemeinsam oder einsam" ...

.. oder ein Plakat aus der ÖVP-Kampagne zu den EP-Wahlen 2004: "Österreich stark vertreten", das laut Pribersky abermals "die typische 'Wir und die'-Sicht" widerspiegelt.

Foto: Institut für Politikwissenschaft

In der ungarischen Beitrittskampagne 2003 wurden ebenfalls vorhandene Ängste der Bevölkerung aufgegriffen. Text: "Sind wir sicher vor spekulativem Bodenverkauf?" - "Ja" - Untertiel: "Beantworten wir Fragen, damit der Betritt Ungarns keine Frage ist."

Ganz anders das Europabild in westeuropäischen Staaten wie Frankreich. Zu den Europawahlen 2004 lies die franzöische Regierungspartei affichieren: "Mit Europa sehen wir Frankreich im Großen". Dazu Pribersky: "Franzöische Werte sind gleichzeitig europäische Werte".

Frankreich sieht die Europäische Union laut Pribersky "im Grunde als ident mit dem französischen Projekt" an. Deswegen könnten auch Themen wie die französische Sozialpoltik etc. auf europäischer Ebene abgehandelt werden.

Nationale Muster sind in Frankreich eher den extremen Rechten oder Linken zuzuordnen, wie hier auf einem Plakat der Referendumskampagne zum Verfassungsvertrag der Front National zu sehen. "Türkei in Europa, Verfassung ... Ich wähle Nein, ich bewahre Frankreich".

Foto: Institut für Politikwissenschaft

Das Node-Projekt "Europabilder in der politischen Werbung" des Wiener Institutes für Politikwissenschaft läuft noch bis Ende Februar.