Intel Inside

Als im Vorfeld der letztjährigen Apple Developer Conference erste Berichte aufkamen, dass Steve Jobs den Umstieg der Macintosh-Rechner auf Intel-Prozessoren verkünden würde, glaubten viele Fans des Unternehmens noch an eine - weitere - Falschmeldung. Immerhin hatte das Unternehmen in den Jahren zuvor doch einerseits immer wieder kräftig gegen Intel - und vor allem dessen Allianz mit Microsoft - gewettert, und andererseits die Überlegenheit der PowerPC-Prozessor-Architektur betont. Untermauert wurden solche Aussagen regelmäßig durch hauseigene Statistiken, die verdeutlichen sollten, dass man bei realen Anwendungen deutlich die Performance-Nase vor Intel-PCs hat.

Kein Wunder also, dass viele Apple-Fans der Meinung waren, dass eher die sprichwörtliche...

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Hölle

einfrieren würde, als dass Apple mit Intel gemeinsame Sache machen würde. Doch angesichts der offenbar recht unbefriedigend gewordenen Partnerschaft mit IBM - der CPU-Hersteller hatte mehrere Versprechen in Bezug auf neue Chips nicht halten können, dafür aber mit Sony und Co. fleißig an der Cell-CPU gewerkelt - siegte schlußendlich der Pragmatismus und das eben noch Unaussprechliche wurde Wirklichkeit.

Einige Monate später hat sich die anfängliche Empörung oder zumindest Verblüffung in der Apple-Community weitgehend gelegt, die Anfang Jänner präsentierten...

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Intel-Macs

wurden nicht mit Buhrufen, sondern mit der üblichen Begeisterung aufgenommen. Nicht zuletzt hat dazu auch der Umstand beigetragen, dass Apple die ersten Intel-Macs einige Monate vor dem ursprünglich genannten Zeitpunkt ausliefern konnte.

Neben dem Macbook Pro wurde dabei auch eine neue Generation der beliebten iMac-Reihe vorgestellt. Für den folgenden Test haben wir das Modell mit 20-Zoll-Bildschirm unter die Lupe genommen. Auf den ersten...

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Blick

gleicht der neue iMac seinem G5-Vorgänger praktisch wie ein Ei dem anderen.

Dies gilt freilich nicht nur für das Gehäuse des Geräts - wie beim iMac üblich ist der eigentliche Computer direkt im Monitor verbaut - sondern auch für die...

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Benutzeroberfläche

Wer will kann daraus ruhig eine gewisse Symbolik heraus interpretieren, schließlich sollen die neuen Geräte ja weiterhin "ein Apple" und nicht "irgendein weiterer PC" sein. Und irgendwie ist es ja auch nicht ganz von der Hand zu weisen, dass den meisten Apple-KäuferInnen die Prozessorwahl wahrscheinlich herzlich egal ist, so lange das Ding nur tut, was sie gewohnt sind.

Uns hingegen interessieren solche Details natürlich schon, deswegen ein Blick auf die...

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Eckdaten

des Rechners. Das Herzstück bildet ein Intel Core Duo-Prozessor, der mit 2 GHz getaktet ist. Der leicht niedrigere Takt im Vergleich zum 2.1 GHz G5-Mac soll nach Angaben des Herstellers durch die Verwendung von zwei Prozessorkernen und der "überlegenen CPU-Architektur" mehr als wett gemacht werden. Apple verspricht auf seiner Webseite recht vollmundig eine zwei- bis dreimal so hohe Geschwindigkeit, ob dieses Versprechen in der Realität hält, dazu später mehr. Was der Hersteller nicht so gerne herausstreicht: Der verwendete Intel Core Duo ist im Gegensatz zur G5-CPU "nur" ein 32-Bit-Prozessor, 64-Bit-Varianten sollen erst später folgen.

Als...

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Bildschirm

kommt ein 20-Zoll TFT-Aktivmatrix-LCD zum Einsatz, die Standardauflösung beträgt angenehm großzügige 1600x1050 Pixel. Die Qualität des Displays kann sich dabei wirklich sehen lassen, es präsentiert den Desktop kontrastreich und scharf.

An Speicher kommt der Intel-iMac mit 512 MByte DDR2 SDRAM, dieser lässt sich bis zu 2 GByte aufrüsten. Die eingebaute Festplatte (SATA, 7.200 U/Min) bietet 250 GByte Platz, auf der rechten Seite des Gehäuses befindet sich ein Slot, hinter dem sich ein 8x SuperDrive Laufwerk mit Einzug mit 2,4x Dual-Layer-Unterstützung (DVD+R DL/DVD±RW/CD-RW) verbirgt, CD/DVD-Wiedergabe und -Erzeugung bedeuten also kein Problem für den iMac.

Auf der...

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Rückseite

des Gehäuses finden sich diverse Anschlüsse, darunter zwei Firewire-Anbindungen und drei USB 2.0-Buchsen. Für das schnelle Anstecken von externen Geräten ist die Lage allerdings eher von Nachteil, weil schwer erreichbar (alternativ können zumindest USB-Geräte zum Glück auch an der Tastatur angesteckt werden), auch ist die reale Datentransferrate mit 12 MByte/s eher lahm. Ein Gigabit-Ethernet-Anschluß findet sich hier ebenso, alternativ kann die Verbindung mit einem Netzwerk drahtlos per Airport Extreme / WLAN erfolgen.

Weiters im Lieferumfang enthalten ist die...

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Mighty Mouse

die wohl in die Kategorie "Geschmackssache" fällt, der Tester findet z.B. das Mausrad praktisch unbenutzbar, für größere Hände liegt sie auch nicht wirklich gut in der Hand. Andererseits: Apple hat auch schon mal wesentlich schlechtere Mäuse produziert, und es ist ja kein Problem eine andere zu verwenden.

Bei der Lautstärke gibt es wenig auszusetzen, der iMac ist erfreulich leise, lediglich beim Aufwachen aus dem Schlafmodus gibt die Festplatte gerne mal angsterregende Geräusche von sich. Als...

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Betriebssystem

kommt Mac OS X 10.4.4 zum Einsatz, dieses ist mit der aktuellen PowerPC-Variante wie schon erwähnt ident.

Eine der absoluten Stärken von Apple ist - neben dem konsistenten und hübschen Desktop - zweifelsohne die Softwareausstattung und deren tiefe Verküpfung mit der untenliegenden Hardware-Plattform. So hat Apple dem iMac mit...

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Front Row

ein eigenes kleines Media Center spendiert. Hier lassen sich - grafisch nett aufbearbeitet - quasi von der Couch aus Photos betrachten, Musik hören oder DVDs anschauen. Auch auf der Fesplatte abgelagerte Filme können so gestartet, aktuelle Trailer aus dem Netz besorgt oder Videopodcasts betrachtet werden.

Gesteuert wird das Ganze mit der...

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Apple Remote

die sich im Design recht nachdrücklich an den iPod Shuffle anlehnt. Hier zeigt sich auch Apples Liebe zum Detail, so läßt sich die Fernbedienung auf der rechten Seite des Displays mittels Magnet "festkleben", eine einfache aber sehr nützliche Lösung, um einen fixen Platz für das kleine Gerät zu schaffen.

Ein weiteres Beispiel für die gelungene...

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Integration

von Hard- und Software ist die am oberen Rand eingebaute Mini-Kamera. Diese findet in einigen Softwarekomponenten ihren Einsatz, um die einzelnen Programme zu "personalisieren". So kann etwa der UserInnen-Account mit einem eigenen Foto versehen werden.

Hauptanwendung ist freilich die als...

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Webcam

für die mitgelieferte Video-Chat-Software iChat AV. Ebenfalls im iMac versteckt ist ein kleines Mikrofon, damit es beim Chatten nicht nur stumm zugeht.

Das Mikrofon findet aber noch an anderen Stellen des Systems seine Verwendung, zum Beispiel in der neuesten Version des ebenfalls hauseigenen...

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GarageBand

Die Software, die eigentlich Apples Lösung für den einfachen Audio-Schnitt ist, kann nämlich auch dazu verwendet werden, um eigene Podcasts zu kreieren.

Garage Band ist Teil eines ganzen Softwarepakets und zwar von...

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iLife '06

Das gibt es zwar auch seperat zu kaufen, beim iMac ist es aber erfreulicherweise kostenlos dabei.

Neben dem Audioschnittprogramm gehören zu iLife '06 noch die Photomanagement-Software iPhoto und das Tool zum Kreieren von eigenen...

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Webseiten

mit dem dazu passenden iNamen "iWeb". Alle verbindet sie, dass sie vor allem auf einfache Benutzung ausgerichtet sind. So ist es keine große Hexerei mit iWeb seine private Webpage oder ein eigenes Blog zu erstellen, beim eigenen Online-Shop wird es dann halt vielleicht etwas eng. (was nicht als Kritik zu verstehen ist, das ist schließlich auch nicht das vorrangige Aufgabengebiet von iWeb).

Mit...

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iMovie HD

enthält das Paket auch eine eigene Videoschnittlösung, dazu ergänzend gibt es noch iDVD mit dem mit Hilfe von vorgefertigten Templates recht schnell ansprechende DVD-Menüs kreiert werden können. Der gewisse Apple-Stil ist dann natürlich für das geschulte Auge unverkennbar.

Nicht fehlen darf natürlich auch...

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iTunes

und damit nicht nur das Tools zur Verwaltung der eigenen Musiksammlung sondern vor allem die Anbindung an Apples Music Store. Detail am Rande: Mit diesem hat das Unternehmen im letzten Quartal übrigens bereits ein ganzes Stück mehr verdient als mit dem gesamten Softwaregeschäft...

An dieser Stelle eine kurze Rückbesinnung: Wie war das noch mal mit den...

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Versprechungen

in Bezug auf die Performance? Steve Jobs hatte ja in seiner Keynote eine zwei- bis dreifache Beschleunigung gegenüber dem bisher gebotenen versprochen. In der Realität abseits der Marketing-Abteilungen (auf der Apple-Webpage heißt es in einer Fußnote zu den Speed-Angaben übrigens recht rätselhaft: "Basierend auf geschätzten Ergebnissen der standardmäßigen SPECint und SPECfp Geschwindigkeitstests") sieht das freilich etwas anders aus. Merkbar schneller ist der neue iMac vor allem beim Hochfahren, bei den Anwendungen hingegen hält sich der Speed-Zugewinn in Grenzen, teilweise bleibt der Intel-iMac sogar hinter dem G5-iMac zurück.

Ein Großteil dieser Probleme geht auf die Kappe von...

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Anwendungen

die noch nicht auf die x86-Prozessoren portiert wurden. Dass diese überhaupt auf dem Intel-iMac ausgeführt werden können, wird durch die Emulationsebene "Rosetta" ermöglicht. Diese funktioniert zwar "unsichtbar" - im Gegensatz zur alten Mac OS 9 Classic-Umgebung - hat aber erhebliche Geschwindigkeitseinbußen zur Folge, so dass damit ausgeführte Anwendungen meist nicht mit der Performance auf dem G5-iMac mithalten können.

Und genau hier liegt das derzeitige Hauptproblem der Intel iMacs, denn zahlreiche wichtige...

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Programme

sind noch nicht auf die neuen Prozessoren zugeschnitten, ein Umstand der vor allem auch der frühen Veröffentlichung der Intel-basierten Rechner geschuldet ist. So ist noch nicht einmal Apple selbst dazu gekommen, alle seine Anwendungen fertig zu portieren, bei Final Cut Pro soll es immerhin bereits Ende März so weit sein.

Andere Hersteller lassen sich noch mehr Zeit, so will etwa Adobe eine für Intel-Prozessoren optimierte Version des Photshops nicht vor der Veröffentlichug der Creative Suite 3 ausliefern.

Doch nicht nur für PowerPC-CPUs ausgelegte Software macht derzeit noch...

Grafik: Hersteller

Performance-Probleme

so sind die 3D-Treiber für die an sich sehr flotte verbaute ATI Radeon X1600 offenbar noch nicht sonderlich optimiert. Auch manche Apple-eigene - und bereits in x86-Versionen vorliegenden - Programme liefern noch nicht ganz den erhofften Speed, so braucht etwas Quicktime zum Video encoden beinahe doppelt so lang wie die PowerPC-Variante auf den G5-Macs.

Ein gemeinsames...

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Fazit

für den Intel-iMac fällt etwas schwer, hängt es doch sehr von den eigenen Bedürfnissen ab. Wer den Rechner als Arbeitstier einsetzen will, und stark auf die Anwendungen von Drittherstellern setzt, der sollte wohl noch eine Zeit warten, bis mehr Programme portiert und die derzeit noch vorhandenen Kinderkrankheiten beseitigt sind. Auch stellt sich die Frage, ob es sich in diesem Fall nicht gleich lohnt ein paar Monate auf die nächste Überarbeitung des iMacs - dann wohl bereits mit 64-Bit-Prozessor - zu warten.

Wen aber all diese technischen...

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Fragen

kalt lassen und wer einfach nur einen stylischen, platzsparenden und wohl durchdachten Rechner sucht, der ist mit dem neuen iMac bestens bedient, das nötige "Kleingeld" von 1.799 Euro für die 20-Zoll-Version (bzw. 1.349 für die 17-Zoll-Ausgabe) natürlich vorausgesetzt.

Für die Zukunft ergibt der Umstieg auf Intel-Prozessoren jedenfalls eine Reihe von spannenden Möglichkeiten. So wird es wohl nicht all zu lange dauern, bis auch Windows und Linux auf dem iMac lauffähig sind - vor allem für Microsoft-Flüchtlinge vielleicht eine Möglichkeit zum "sanften Umstieg". Dazu wird wohl auch VMWare recht bald seine Virtualisierungssoftware für Mac OS X portieren, auch das WINE-Projekt - mittels dessen Hilfe sich Windows-Anwendungen unter Linux/Unix ausführen lassen - hat bereits eine Umsetzung angekündigt. (Andreas Proschofsky)

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