Den Sprung kann man sicher besser bewältigen als der Chilene Jorge Mandru.

Turin - Klaus Kröll war am Freitag der große Sieger des zweiten Olympischen Abfahrtstrainings in Sestriere Borgata. Der Steirer war in 1:49,75 Minuten der schnellste Mann auf dem Olympiahang und entschied damit das Rennen um den vierten und letzten ÖSV-Startplatz klar und deutlich für sich. Der 25-Jährige darf damit am Sonntag neben den fix qualifizierten Michael Walchhofer, Hermann Maier und Fritz Strobl Österreich in der Königsdisziplin vertreten, für Kröll ist es gleichzeitig der erste Start bei einem Großereignis.

Buder deutlich abgehängt

Kröll ließ seinen schärfsten Rivalen Andreas Buder (26), gleichzeitig Freund und Zimmerkollege, wie schon am Donnerstag klar hinter sich, nach 2,6 Sekunden Vorsprung im ersten Training waren es diesmal 1,08 Sekunden. Buder zeigte sich als fairer Verlierer, der Niederösterreicher traut Kröll nun auch am Sonntag alles zu: "Mein Siegertipp heißt Klaus Kröll."

Für den Öblarner war die souverän geschaffte Quali eine echte Genugtuung, denn in bisher zwei ÖSV-Ausscheidungen (Olympia 2002 und WM 2003) war Kröll ebenso oft auf der Strecke geblieben. "Das war keine knappe Entscheidung. Ich habe gezeigt, dass ich mir den Startplatz verdiene und dass ich die Strecke gut im Griff habe. Nach dem Pech bei den letzten Großereignissen ist die Erleichterung jetzt groß", freute sich der werdende Vater, der mit fast kahl geschorenem Kopf und Dreitagesbart wild entschlossen seine Kontrahenten hinter sich ließ.

Rahlves studiert

Bei Olympia 2002 war Kröll um gerade einmal 0,05 Sekunden gegen Christian Greber gescheitert, ein Jahr später bei der WM 2003 in St. Moritz musste das für die Quali vorgesehene Training abgesagt werden und der ÖSV sprach auf dem "Grünen Tisch" Maier und Strobl die letzten beiden Tickets zu. Kröll hatte am Donnerstag per Video die Linie der fantastischen Trainingsfahrt von Daron Rahlves studiert - der Amerikaner ließ das Freitag-Training zwecks Schonung aus - und einen Tag später dann fast perfekt kopiert. "Ich hab seine Linie probiert und das ist auch sehr gut aufgegangen", so Kröll, dessen Freundin Silvia in den nächsten Tagen oder Wochen Sohn Tim zur Welt bringen wird.

Kröll sieht noch Reserven

Auf die Frage, ob er nun am Sonntag einer der Topfavoriten sei, meinte Kröll: "Das glaube ich nicht, denn ich bin ja heute fast ein Rennen gefahren, die anderen nur ein Training. Das ist schon ein großer Unterschied." Aber auch beim Steirer schlummern noch Reserven. "Oben und unten war ich gut, im Mittelteil nicht so sehr. Außerdem war das noch nicht der Rennski."

Buder fairer Verlierer

Buder war mit seiner Trainingsfahrt (Platz neun) nicht unzufrieden. "Aber gegen diese Bestzeit war ich machtlos. Ich gönne es dem Klaus, denn er hat schon zwei Mal eine Quali verloren", so der Göstlinger, für den Olympia damit ohne Renneinsatz zu Ende gehen wird.

Rahlves fuhr nicht

Fritz Strobl belegte im vorletzten Training mit 0,36 Sekunden Rückstand auf Kröll Rang zwei. Der Schweizer Bruno Kernen (+ 0,38) landete auf dem dritten Platz.

Rahlves verzichtete nach seiner überlegenen Bestzeit vom Trainingsauftakt am Donnerstag auf einen Start und wird erst am Samstag im Abschlusstraining auf die Olympia-Piste zurückkehren.(APA)

Trainings-Ergebnis Freitag:
 1. Klaus Kröll (AUT)           1:49,75
 2. Fritz Strobl (AUT)           + 0,36
 3. Bruno Kernen (SUI)             0,38
 4. Kjetil-Andre Aamodt (NOR)      0,77
 5. Antoine Deneriaz (FRA)         0,79
 6. Marco Büchel (LIE)             0,82
 7. Bode Miller (USA)              0,97
 8. Peter Fill (ITA)               1,07
 9. Andreas Buder (AUT)            1,08
10. Kristian Ghedina (ITA)         1,09
    weiter:
15. Michael Walchhofer (AUT)       1,47
18. Hermann Maier (AUT)            1,63
26. Benjamin Raich (AUT)           2,31
27. Christoph Gruber (AUT)         2,35
29. Hannes Reichelt (AUT)          2,44
38. Rainer Schönfelder (AUT)       3,28
63. Mario Matt (AUT)               6,43
88. Andrej Drigin (Tadschikistan) 15,53