Wien - Seit Donnerstag ist Gerhard Berger Mitbesitzer seines eigenen Formel 1-Rennstalles. Der zehnfache Grand-Prix-Sieger, der seine aktive Karriere 1997 beendet hatte, gab am Donnerstag den Ankauf von 50 Prozent der Anteile am zweiten Red-Bull-Team Scuderia Toro Rosso (vormals Minardi) bekannt. Im Interview mit der APA - Austria Presse Agentur sprach der 46-jährige Tiroler über Beweggründe, Herausforderungen und sein Nahverhältnis zu Dietrich Matschitz.

In den vergangenen Monaten haben Sie eine Rückkehr in die Formel 1 immer wieder dementiert. Wie ist es zu diesem plötzlichen Umdenken gekommen?

Berger:

"Das war eine sehr kurzfristige Entscheidung der vergangenen Tage. Didi Mateschitz und mir ist in einigen Diskussionen bewusst geworden, dass wir viele gemeinsame Interessen haben und viele Synergien möglich sind. Dieser Weg ist für beide Seiten Erfolg versprechend."

Gleichzeitig treten Sie 50 Prozent ihrer Spedition an Red Bull ab. Was sind Ihre konkreten wirtschaftlichen Erwartungen?

Berger:

"Wir waren schon in der Vergangenheit am großen Transportaufkommen von Red Bull beteiligt. Die Zusammenarbeit mit dem neuen Partner soll nun intensiviert und erweitert werden."

Zuletzt war darüber spekuliert worden, dass Sie ab 2008 ein eigenes Formel 1-Team an den Start bringen. Ist diese Idee nun gestorben?

Berger:

"Das hier ist bereits mein eigenes Team. Vorerst habe ich keine weiteren Ambitionen. Ich habe einen starken Partner, und das ist für mich derzeit eine ideale Situation."

Warum haben Sie sich ausgerechnet für die Scuderia Toro Rosso entschieden?

Berger:

"Es besteht eine langjährige Verbindung mit Mateschitz und ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis. Dazu ist es eine große Herausforderung, von ganz hinten zu beginnen und Schritt für Schritt nach vorne zu machen."

Was sind Ihre sportlichen Ziele für die Debüt-Saison als Teambesitzer?

Berger:

"Wir müssen den Ball flach halten, aber mit meinem Know-how aus 25 Jahren Formel 1 und mit den Möglichkeiten von Red Bull sollte einiges möglich sein. Das ist aber eine langfristige Entwicklung und geht über die kommenden Jahre. Die Piloten (Vitantonio Liuzzi/ITA und Scott Speed/USA/Anm.) sind gut."

Werden Sie sich selbst in der Teamführung engagieren?

Berger:

"Details sind nach dem kurzfristigen Entschluss in den kommenden Wochen noch zu klären. Teamchef bleibt auf alle Fälle Franz Tost, ich werde ihm aber nahe zur Seite stehen. Wie als Unternehmer muss ich die richtige Richtung für mein Team vorgeben."

Geht das gesamte Formel 1-Engagement von Red Bull in die richtige Richtung?

Berger:

"Red Bull Racing hat im ersten Jahr einen hervorragenden Job gemacht. Trotz der lockeren Art, die man von den Hersteller-Teams nicht gewohnt ist, war man konzentriert bei der Arbeit. Das ist genau mein Weg."