Foto: Privatradio in Österreich
Keine Regierung wollte private Konkurrenz für Ö3. Und als SPÖ und ÖVP nicht mehr anders konnten, verbockten sie das Privtradiogesetz derart, dass es Höchstgerichte wieder und wieder aufhoben und Radiomacher so zurück zum Start schickten.

Auf eigene Faust und Rechnung bringen nun die Radiopioniere Werner Reichel, Michael Konvicka, Rüdiger Landgraf und Rechtsexperte Georg Streit eine Kollektion von Erinnerungen an "Privatradio in Österreich. Eine schwere Geburt" (Verlag Reinhard Fischer). DER STANDARD bringt hier zwei kurze Kostproben, etat.at verlost drei Exemplare und wünscht viel Glück! (fid/DER STANDARD, Printausgabe, 7.2.2006)

Hier gehts >>> zum Gewinnspiel.

Auf den folgenden Seiten zwei Kostproben aus dem Buch "Privatradio in Österreich" von Peter Düll und Rüdiger Landgraf. Peter Düll war damals Gesellschafter von CD, nun Technikchef Kronehit.

Das Szenario unserer Gespräche – über eine staatliche CSSR-Frequenz, um Wien Anfang der Neunzigerjahre mit Privatradio zu versorgen, Anm.: diskrete Treffen an der Bar eines Hotels mit herbem Ostblock-Charme der späten 60er-/frühen 70er-Jahre wie das Hotel Dévin in Bratislava, (halb)offizielle Vertreter von Regierungs-, Partei-, Rundfunk- und Telekommunikationsstellen, am Nebentisch der unvermeidbare "Dritte Mann" in mausgrauem Anzug, der die "Pravda" liest, mit Löchern in der Zeitung, um uns besser zu beobachten und Ohren wie Lautsprecher – der Mann von der státní bezpecnost (StB), der tschechoslowakischen Staatssicherheit.

Es vergeht Monat und Monat, immer wieder Einladungen in die CSSR – auch zu offiziellen, detaillierten Gesprächen im staatlichen Rundfunk. Doch noch immer fehlt die Freigabe des Zentralkomitees der KPC. Endlich, im Sommer 1989, bekommt der Slowakische Rundfunk "Grünes Licht"...

Kronehit-Chefredakteur Rüdiger Landgraf war von 1991 bis 1993 Radiopirat in Wien

Februar 1993. In ganz Europa und dem Rest der westlichen Welt senden Privatradios, in manchen Ländern seit Jahrzehnten. Es ist 18.00, meine Eltern sitzen zu Hause und spielen Karten. Es läutet an der Tür. Polizei. Hausdurchsuchung.

Die gesamte Wohnung meiner Eltern wird auf den Kopf gestellt, nicht einmal das Gitterbett meines Neffen ist vor den suchenden Augen des Gesetzes sicher.

Brazil auf österreichisch: Die Beamten finden nicht, wonach sie suchten. Drogen? Waffen? Falschgeld? Sie suchten das Privatradio und können es nirgendwo finden.

Zurück bleibt eine Din A5 große Bestätigung für die Richtigkeit der Durchsuchung wegen Verdachts auf Besitz eines Piratensenders sowie meine schockierte Mutter.

Jahre später, als ich meinen Vertrag bei Radio 1 – dem späteren 88.6 Der Musiksender – unterschreibe, wird sie mich mit zitternder Stimme fragen: "Kommt jetzt wieder die Polizei ?"