Foto: Vienna's English Theatre
Der Zweifel, der sich von der Bühne im New Yorker Walter Kerr Theatre auf ein fortdauernd begeistertes Publikum ergießt, soll selbiges in der europäischen Erstaufführung von Doubt auch in Wien leisten. Priesterliche Hingabe und ein ihr ausgelieferter Knabe - Autor John P. Shanley hat den damit verbundenen fahlen Beigeschmack dünnhäutig zwischen vier präzise gezeichnete Charaktere gespannt. Das hat ihm u. a. den Pulitzer-Preis eingebracht. In Wien bleibt es Ray Dooley überlassen, in wenigen gut inszenierten Momenten (Regie: Martin Platt) seinen Father Flynn zwischen Bedrohlichkeit und Weltoffenheit pendeln zu lassen. Denn bedauerlicherweise wird die frostige Verbohrtheit der argwöhnischen Sister Aloysius (Wendy Berrie-Wilson) vom darstellerischen Veitstanz ihrer Kollegin Sister James (Shannon Koob) in Gefilde des Slapsticks katapultiert. Zusätzlich scheint das Publikum (aufgrund der Sprachbarriere?) unverrückbare Heiterkeit zu verspüren - so gesehen, ein trauriger Abend. (pet/DER STANDARD, Printausgabe, 7.2.2006)