Ein Schritt zurück sind zwei Schritte vorwärts: Alois Gölles greift in seine alten Lager-Bestände und bietet voll ausgereiftes aus dem Schnapskeller und aus dem Balsamico-Essiglager. XA nennt Gölles die Linie, die gereifte Schnäpse und alte Essig-Essenzen gleichermaßen enthält.

Foto: Gölles
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Im Teamwork: Alois und Herta Gölles

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Schnaps war natürlich nicht das erste Wort, dass Alois Gölles aussprechen konnte. Seiner Zeit, vor so ungefähr 45 Jahren, als er in die Latifundien des oststeirischen Obstbaugebietes rund um die Riegersburg hineingestellt wurde. Mittlerweile aber ist es genau dieses Wort, das mit Alois Gölles quasi selbstverständlich kombiniert wird.

Es wird so rund 25 Jahre her sein, dass Alois Gölles seine ersten „eigenen“ Schnäpse destilliert hat (der steirische Brauch ist es ja, dass fast jede Familie im Apfelland einen Teil der Ernte auch „verbrannt“ hat). Des Juniors Herangehensweise war aber doch irgendwie neu, weil mehr als früher auf die Qualität des Obstes und die Kenntnis der Brenntechnik wert gelegt wurde. Diese Philosophie der Schnapsqualität hat Gölles vom einfachen steirischen Abfindungsbrenner in die Elite der – heimischen wie internationalen – Schnapsproduzenten gehoben.

Auch wenn es in der gebotenen Verknappung hier sehr einfach klingen mag, ist und war es doch keineswegs ein selbstverständlicher Weg, den Gölles da zurückgelegt hat. Es gehört dazu, dass an all den Schritten, die vom Obst bis zum reifen Schnaps getan werden müssen, ständig gefeilt und nach Verbesserungen gesucht wird. Dass nur erstklassige Obstqualität für einen guten Schnaps gut genug ist, hat sich ja – auch dank der beständigen Aufklärungsarbeit, wie sie zB von den Mitgliedern der „Quinta Essentia“ geleistet wird – mittlerweile fest im Bewusstsein von Produzenten wie Konsumenten verankert. Aber dass Schnapsbrennen auch viel Wissenschaft und eine ständige Entwicklung der Technik braucht, ist so noch längst kein Allgemeingut.

Alois Gölles betreibt diese Wissenschaften freilich nachhaltig. Ob Anbau, Vergärung oder Destillation: Nichts blieb so wie es einmal war. Was einmal unter dem Titel „Bauernschnaps“ gehandelt wurde, hat Gölles mittlerweile zu einer auch international anerkannten Edelspirituose gemacht. Was nicht heißt, dass sich Gölles – wie viele seiner Kollegen – von dem Titel „Schnaps“ distanziert. Ganz im Gegenteil. Für ihn ist dieses Wort die einzig richtige Bezeichnung für ein traditionelles Gut, auf das man hier bei uns ohne weiteres Stolz sein kann.

Was in so einem Schnaps nämlich alles an Potential drin steckt, kann anhand der aktuellen Schnapsserie aus dem Hause Gölles nachvollzogen werden. Reifere Destillate als jene aus der Serie XA, entstanden aus den „frühen“ Schnäpsen von Gölles, gut gebrannt, perfekt gelagert und ideal gereift, sind nicht nur bei uns schwer bis gar nicht zu bekommen (siehe auch „Best of Gölles“). So ist beispielsweise der Zwetschkenbrand „Alte Reserve 1989“, über 10 Jahre im Eichenfass gelagert und in Fassstärke mit 60,6 %vol. abgefüllt, ein Destillat, dass keinen Vergleich mit Jahrgangs- und cask strenght-Füllungen aus den Topdestillerien der schottischen Highlands zu scheuen braucht.

Nachdem Alois Gölles, von Anbeginn tatkräftig und kenntnisreich von seiner Frau Herta unterstützt, nun auch schon seit gut 20 Jahren Obst einer zweiten, der Essiggärung unterzieht, steht der Betrieb fest verankert in oststeirischer Hügellandschaft auf zwei sehr fundierten Säulen. Denn wer Gölles sagt, meint heute nicht mehr nur Schnaps, sondern mehr und mehr auch Essig. Ohne jetzt weiter nur in Lobpreisungen schwelgen zu wollen, muss (sollte) doch gesagt sein: Besseren, reiferen, geschmacksintensiveren und dabei ausgewogeneren Balsam-Essig aus einfachen Äpfeln hat bisher noch kein Essigbrauer vorgelegt. Zwar nicht billig, aber im Vergleich zu ähnlich aufwendig gereiften und ohne jedes chemische Hilfsmittel hergestellten Essig nachgerade ein Schnäppchen.

Auch wenn viel Neues aus dem Anwesen in Stang bei Riegersburg kommt, sollte zuletzt dennoch gesagt sein, dass sich Alois Gölles mehr als Traditionalist denn als experimentierfreudiger Neuerer versteht: „ Wir bleiben als Obstbrenner Traditionalisten. Keine Hagebutten, keine Gewürze, keine Knollen. Das Neue“, sagt Gölles, „ist bereits sehr alt: Im letzten Jahr haben wir die Serie XA = Extra Alt herausgebracht.“ Was natürlich nicht heißt, dass nicht jedes Jahr wieder etwas Neues kommt. „Wir hatten im vergangenen Jahr eine wunderbare Ernte bei Williamsbirnen, in außerordentlicher Qualität.“

Wenn das der Obstbaufachmann Gölles sagt, dann bin sicher nicht nur ich sehr gespannt, was dabei in destillierter Form herauskommt.