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Foto: archiv
Das Böse wohnt in der 7000-Seelen-Gemeinde Donzdorf am Rande der Schwäbischen Alb. Mitten in der ländlichen Idylle eines Provinzlebens zwischen Kirche, Feuerwehrfest und Blasmusik gründete der bis auf seine martialischen Monster-T-Shirts unscheinbare Markus Staiger dort 1987 das heute weltgrößte Heavy-Metal-Label Nuclear Blast.

Die von braven schwäbischen Familienvätern produzierten und von internationalen Bands mit gruseligen Namen und noch gruseligeren Plattencovers gespielten Triebstau-Sounds zwischen letztem Gefecht und Jüngstem Gericht passen in diese Umgebung tatsächlich wie die Faust aufs Auge.

Der deutsche Dokumentarfilmer Andreas Geiger beobachtete den Alltag in der mit 80 Angestellten mittlerweile größten Firma des Ortes. Er suchte die Skurrilität und die trotz allem äußeren Anschein wie in keiner anderen Musikszene verankerte Spießbürgerlichkeit dieser harten Männer aufzuzeigen. Die verlassen morgens das neu gebaute Eigenheim und Frau und Kinder, um den Arbeitstag zwischen Presslufthammerlärm aus Gitarren und Gurgellauten aus dem Höllenschlund zu verbringen.

Besonders hübsch eine "International-Listening- Session" für aus der ganzen Welt nach Donzdorf eingeflogene Fachleute, die sich im Extrazimmer des Dorfwirtshauses die neuesten Gotteslästerungen auf CD anhören. – oder auch Markus Staiger im Gespräch mit dem Ortspfarrer: "So schlimm isch des alles gar net, gell." (schach/DER STANDARD; Printausgabe, 2.2.2006)