Um Politik in Österreich zu erklären, braucht man jede Menge Papier und ein paar Universitätsprofessoren. Was dabei rauskommt, ist ein über 1.000 Seiten starkes Handbuch. Das präsentierte Werk "Politik in Österreich" ist die 4. Auflage des 1991 erstmals erschienen "Handbuchs des politischen Systems in Österreich", die eine völlig neu bearbeitete Ausgabe des Nachschlagewerks ist. Zu Wort kommen in dem von namhaften Politikwissenschaftern (Herbert Dachs, Peter Gerlich, Herbert Gottweis, Helmut Kramer, Volkmar Lauber, Wolfgang C. Müller und Emmerich Talos) herausgegebenen Werk über 50 Autoren. Sie behandeln in acht Kapiteln alle Bereiche der Politik, darunter das Regierungssystem, das Parteiensystem und die Sozialpartnerschaft. Das Buch bietet mitunter sehr viel Hintergrundinformation, etwa über Verfassungsgerichtsbarkeit, Gesetzgebung, Rechnungshof oder Volksanwaltschaft. Unter "Parteisysteme" wird auch die jüngste Partei, das BZÖ, behandelt, allerdings in einem Kapitel gemeinsam mit der FPÖ. Das Zielpublikum sind zu einem Großteil Studenten, wie Helmut Kramer bei der Präsentation erklärte, aber auch Politiker blättern offenbar darin. Ein "hoher Wiener Kommunalpolitiker" habe Kramer erzählt, dass es das Buch in "allen Lebenslagen verwenden werde", erzählte der Professor. Eine Neubearbeitung des erstmals 1991 erschienen Nachschlagewerks sei angesichts der "gewaltigen Veränderungen" in den letzten Jahren notwendig geworden, erklärte Wolfgang C. Müller. Als wichtigste Umbrüche in der Innenpolitik nannte der Wissenschafter die erste schwarz-blaue Koalition, der Bruch dieser in Folge von Knittelfeld sowie die Spaltung der FPÖ. Es habe selten zuvor eine "derartige Dramatik" gegeben, so Müller. Diese Entwicklungen haben mitunter eine Verschiebung von der Konsens- zur Mehrheitsdemokratie mit sich gebracht. In der Verwaltung habe Österreich "geradezu eine Revolution" erfahren, so Müller weiter. Der im Zuge des Ortstafel-Streits derzeit täglich in den Schlagzeilen zitierte Verfassungsgerichtshof (VfGH) habe eine "stärkere Rolle" bekommen. Das Höchstgericht werde auch längerfristig mehr "Aktivismus" an den Tag legen, erwartet Müller. Im Beitrag des Politologen Emmerich Talos erfährt man etwas über das "Auslaufmodell Sozialpartnerschaft" und den "von der Regierung immer öfter beschrittenen Weg der politischen Inszenierung". (APA) >>>Zum Gewinnspiel