Vom Konkursfall avancierte KTM in fast 15 Jahren zum zweitgrößten europäischen Motorradhersteller. Im Museumsquartier hat Montagabend ein neues "designforum" eröffnet mit den mittlerweile weltweit begehrten KTM-Bikes. Zu sehen sind auch Prototypen von Motorrädern, die nie oder noch nicht in Serie gingen.

Foto: Bruckner

1991 lief das Innviertler Unternehmen noch Gefahr, die Pforten der Produktionshallen schließen zu müssen. Die Zusammenarbeit mit dem Salzburger Designunternehmen Kiska trug wohl nicht unerheblich zum Aufstieg in die internationale Motorradbranche bei. Dieses Modell schaffte es allerdings nur bis zum Ausstellungsstück. "Ist das eine Starck?", die Frage eines Besuchers war laut KTM-Chef Stefan Pierer ausschlaggebend dafür, dass das gute Stück schnellstens aus der Kollektion verschwand.

Foto: Bruckner

KTM-Chef Stefan Pierer und sein Chefdesigner Gerald Kiska, Geschäftsführer der Salzburger Designschmiede Kiska sind sich einig, was Design bewirken muss: "Die Sehnsucht nach dem Produkt schüren. Will ein Unternehmen am Markt erfolgreich sein, muss es eine gewisse Begehrlichkeit bzw. sogar eine Art Leidenschaft für ein Produkt zu schaffen."

Foto: Kiska

Der Weg von der Idee bis zum fertigen Modell ist weit. Rund ein Jahr wird ein Modell von einem rund 70köpfigen, internationalen Designerteam bearbeitet, führt Gerald Kiska gegenüber derStandard.at aus.

Foto: Bruckner

Wer meint, heute passieren Designprozesse ausschließlich am Computer, der irrt. Nach rund vier- bis sechs Wochen Arbeit im Geist, am Rechner und auf Papier, wird das Modell "in Plastilin gegossen". "Das ist eine haptische Angelegenheit", sagt Gerald Kiska: "Ohne plastische Ergebnisse geht das nicht".

Foto: Bruckner

1993 erhielt die KTM 250 EXC als erstes Motorrad das Design von Gerald Kiska. Dessen Agentur ist übrigens nicht nur für das Aussehen der "heißen Öfen" zuständig, sondern auch für die Markenpositionierung, sämtliche Kommunikationsmittel, Aussehen der KTM-Shops und den Messeauftritt. Dass die Bedeutung der Gestaltungsarbeit zugenommen hat mag man daran ermessen, dass sich seit dem ersten Modell das Designbudget laut Kiska "verhundertfacht" hat.

Foto: Bruckner

KTM 990 RC8 (Showmodel 2003): Das aktuellste Bike im Kiska-Design. Was in den vorangegangenen Fotos auf Papier und in Plastilin zu sehen war, hat hier seine endgültige Form. Was ist daran KTM? Ganz einfach, so Stefan Pierer im Gespräch mit derStandard.at: "Wir sind aggressiv. Die Z-Linie ist wichtig." Wird sich das beim geplanten Sportauto widerspiegeln? "Auf jeden Fall," verspricht Pierer. Am Automobil made in Austria wird derzeit heftig getüftelt.

Foto: Kiska

Hier wird möglicherweise schon über das künftige KTM auf vier Rädern gebrütet. Details will Stefan Pierer nicht preisgeben. Geplant sei die Neuauflage eines "superlativen, kompromisslosen Sportwagens", hatte er bereits vor einigen Tagen verlauten lassen. Die Rede sei von einem offenen Roadster nach dem Vorbild des legendären "Lotus Super Seven", hieß es. Siehe dazu: KTM baut Sportautos

Foto: Bruckner

KTM wurde 1953 von den Gesellschaftern Ernst Kronreif und Hans Trunkenpolz in Mattighofen (Oberösterreich) gegründet: Hervorgegangen aus der 1934 von Hans Trunkenpolz gegründeten Schlosserwerkstätte, die 1937 den Vertrieb von DKW-Motorrädern übernahm und ab 1950 als Kraftfahrzeuge Trunkenpolz Mattighofen (KTM) firmierte; 1960-88 produzierte KTM vor allem Motorroller und Mofas, 1970 nahm das Unternehmen die Motorenerzeugung auf. Modelle aus dieser Ära gibt es in der Ausstellung nicht zu sehen.

Foto: Bruckner

1991 geht KTM Motorfahrzeugbau AG in Konkurs - es folgt die Aufsplittung in eigenständige Nachfolgefirmen für Motorräder, Kühler, Werkzeugbau und Fahrräder. 1.September 1999: Produktionsbeginn im neuen Stammwerk in Mattighofen (siehe Bild). Mit neuer Führung, neuem Hard-Enduro-Konzept und neuem Design für KTM-Motorräder schließt das erste Geschäftsjahr erfolgreich ab. 1994 Umgründung der KTM Sportmotorcycle GmbH in die KTM Sportmotorcycle AG. Mitarbeiterstand 212 Personen. Mitarbeiterstand September 1998 650 Personen, davon ca. 450 in Mattighofen.

Foto: MFA/Gruber

Bild nicht mehr verfügbar.

Nach dem Neustart im Jahr 1992 gewann das Unternehmen 105 Weltmeistertitel im Motocross- und Enduro-Rennsport sowie sechs Mal das Offroad-Motorsportrennen Rallye Dakar. Im Bild KTM-Pilot Marc Coma während der 14. Etappe der Dakar Rallye zwischen Tambacounda und Dakar, Senegal, am 14. Jänner heurigen Jahres. Der Spanier errang in der Motorradwertung für KTM den ersten Platz und sechsten Erfolg in Serie.

Foto: AP/Prevost

Nach der Insolvenz 1991/92 spezialisierte man sich vor allem auf sportliche Offroad-Motorräder. 1996-99 notierte die KTM Sportmotorcycle AG an der Wiener Börse. Im Geschäftsjahr 2004/05 wurden 80.356 Motorräder ab- und ca. 452 Millionen Euro umgesetzt. Der Mitarbeiterstand: 1.583 Mitarbeiter.

Foto: KTM

Kiska wurde 1990 von Gerald Kiska (links im Bild) gegründet und zeichnet heute mit 70 Mitarbeitern aus zehn Nationen für Produkte, die Produktumgebung und die Kommunikation für Unternehmen wie AKG Acoustics, Brau Union, AVL List, Silhouette International, Siemens oder Hilti verantwortlich.
Öffnungszeiten der Ausstellung im Wiener Museumsquartier (bis 19.03.06): Dienstag bis Samstag von 10.00 bis 18.00 Uhr. (red)

Foto: Bruckner