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Kagermann: Haben uns vorgenommen, in Indien nur noch eine bestimmte Zahl an Mitarbeitern einzustellen.

Davos - Der deutsche Softwarekonzern SAP plant, seine Entwicklungskapazitäten in China und Osteuropa deutlich auszubauen. So will der Konzern auf die rapide steigenden Kosten im bisherigen Billiglohnland Indien reagieren. Das Land ist einer der größten SAP-Entwicklungsstandorte. "Indien wird langsam teuer", sagte Konzernchef Henning Kagermann im Interview der Financial Times Deutschland (Montagsausgabe). "Wir haben uns vorgenommen, dort nur noch eine bestimmte Zahl (an Mitarbeitern) einzustellen und uns dann nach anderen Lokationen umzuschauen."

Fachkräfte werden rar und teuer

Asien ist für SAP einer der stärksten Wachstumsmärkte; zugleich kann hier deutlich billiger produziert werden als etwa im SAP-Heimatmarkt Deutschland. Der anhaltende Boom der indischen IT-Industrie hat allerdings dazu geführt, dass Fachkräfte immer teurer werden. Die Universitäten des Landes kommen mit der Ausbildung nicht nach. Immer mehr Weltkonzerne wie Microsoft, IBM oder eben SAP konkurrieren mit einheimischen IT-Firmen wie Tata Consultancy Services, Wipro und Infosys um die Spezialisten. Die Gehälter steigen rapide, die Fluktuation ist hoch.

Das läuft Kagermanns ehrgeizigem Ziel entgegen, die Gewinnmarge des Konzerns deutlich anzuheben. Der SAP-Chef hat für das laufende Jahr angekündigt, die operative Marge auf 28,8 bis 29,3 Prozent zu steigern. 2005 waren es 28,3 Prozent.

Bislang "helfen Investitionen in Indien bei der Kostenstruktur", sagte Kagermann. "Das Investitionsvolumen, das wir brauchen, um Wachstum zu generieren, ist nicht so übermäßig, als dass die Marge nach unten ginge." Personalkosten machen in der Softwarebranche den Großteil der Investitionen aus.

Nachdem SAP bereits 2005 die Mitarbeiterzahl um 3.668 erhöht hat, will der Konzern 2006 rund 3.500 Mitarbeiter einstellen. Nur 20 Prozent der Stellen sollen in Deutschland entstehen, sagte Kagermann. Die Mehrzahl wird in Asien und Nordamerika geschaffen. Weltweit beschäftigt SAP fast 36.000 Mitarbeiter.

In China ist der Konzern derzeit nur mit wenigen Entwicklern präsent. "Dass wir nicht so viel Entwicklung in China haben, hat natürlich damit zu tun, dass der Schutz geistigen Eigentums nicht so ist wie in anderen Ländern. Das wird uns aber nicht abhalten, auch in China mehr zu machen", sagte Kagermann. Zumal er Anzeichen sehe, dass sich China beim Schutz geistigen Eigentums bewegt.

"Heute sind unsere Beschäftigtenzahlen in China in der reinen Entwicklung im niedrigen Hunderterbereich, das kann aber auch schnell in den Tausenderbereich kommen. Das hängt von den Rahmenbedingungen ab, die können sich ganz schnell ändern", sagte Kagermann. Insgesamt zählt SAP in China schon jetzt fast 1.000 Beschäftigte, die Mehrzahl davon sind aber Vertriebsleute.

Stärkung auch in Osteuropa

"Wir können in Osteuropa noch einiges tun", sagte der SAP-Chef. Im Gegensatz zu Indien sei die Fluktuation des Personals niedrig. "Und die Kosten sind auch nicht so hoch", sagte er. Hinzu komme die anders als in Indien durchweg gut ausgebaute Infrastruktur. (APA)