Plötzlich war es da.

Hatte sich vermutlich an die Kehre der Skiabfahrt angeschlichen und schoss nun den schmalen Weg hinauf. Und kam auf uns zu. Drei Kubikmeter Schnee vor sich her schiebend. Für den ahnungslosen Flachländler, der fünf Minuten zuvor am Beifahrersitz des Kässbohrer Pistenbully Platz genommen hat, fahren die beiden Raupen eigentlich viel zu schnell aufeinander zu.

foto: pistenbully

Wattstarke

Scheinwerfer machen die schneereiche Nacht zum Tag. Dann ein abrupter Stopp. Die beiden "Ratracs" bleiben wie auf Kommando zwei Meter voneinander stehen. Wir drehen uns um die eigene Achse und jagen den Weg wieder hinunter, drei Kubikmeter Schnee vor uns her schiebend.

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Hinten

zerfräst eine mit Zacken bewehrte Walze den Schnee, der daraufhin von einem Schleppschild platt gedrückt wird. Sinterung. Aus Pulver unter Umgehung der Flüssigkeitsphase einen harten Körper machen. Das Prinzip jeder guten Pistenpräparierung.

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"Die neuen

Maschinen haben sogar computergesteuerte Fräsen", sagt Andreas, der Fahrer, mit dem der STANDARD im Pistenbully über die nächtliche Streif in Kitzbühel fährt. "Und Motoren von Mercedes." 430 PS Diesel. "Unserer hat 330 PS, ist aber schon acht Jahre alt und hat schon 10.000 Betriebsstunden drauf. Der wird bald ausgetauscht."

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Kässbohrer

ist weltweit Marktführer im Bereich Pistenraupen. Und auch die Kitzbühler Bergbahnen AG, die für die Pistenpräparierung im Tiroler Skiort zuständig ist, setzt auch auf die deutsche Firma. Kässbohrer Raupenfahrzeuge ist längst vom Ulmer Busunternehmen abgespalten und börsennotiert.

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Andere

bekannte Marken sind: Leitner/Prinoth, Bombardier (derzeit in Europa nicht erhältlich). In den 70er-Jahren nannte der Volksmund Pistenfahrzeuge "Ratrac". Der Name wurde von einem Schweizer Importeur von amerikanischen Geräten in Europa verwendet, heute sind sie aus dem Markt quasi verschwunden. Das Pseudonym für die Raupen ist aber längst der Pistenbully.

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Zurück

nach Kitzbühel: Dort hängen wir gerade an einem Stahlseil. Wenn der Hang steiler ist, klinken sich die Raupen mit der hinten montierten Seilwinde an einen Haken, der in einen Felsen geschlagen ist. Die Winde hat eine Zugkraft von drei Tonnen.

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Bei der

Bergauffahrt zieht die Winde den Bully den Berg hinauf und vermeidet so, dass er nach hinten kippt. "Gute Erfindung. So kann man mehr Schnee bewegen", sagt der Fachmann hinter dem Steuer. So wird beispielsweise auch die schwierigste Stelle der Streif, die Traverse nach der Hausbergkante präpariert.

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Die Fahrer

beginnen um 16 Uhr mit ihrer Arbeit. "Und dann gehts bis spät in die Nacht. Am nächsten Tag, ab vier Uhr, fahren wir schon wieder. Am Rennwochenende, wenn die Streif perfekt sein muss, ist es dann überhaupt die Härte."

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Trotzdem:

Der Job dürfte beliebt sein. Wenn eine Stelle ausgeschrieben wird, melden sich ein Dutzend Bewerber. "Super Job, wird ganz gut bezahlt", sagt der gelernte Zimmerer Andreas, "nur für eine Beziehung kann es auch hart werden." (Leo Szemeliker, AUTOMOBIL, 27.1.2006)

Links
Kässbohrer Geländefahrzeug AG
wakeup [tor]tours
Pistenraupen selber fahren

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