Außen ein normales Haus. Innen die Zukunft des Wohnens – zumindest für eine spezielle Zielgruppe.

Foto: Siemens

Auf Knopfdruck das ganze Haus im Griff das gibt es derzeit nur in den Musterhäusern.

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Für den übers Internet weltweit einsehbaren Kühlschrank zu Hause, der wenigstens theoretisch bei Erreichen eines Mindestbestandes selbständig bei einem Zustellservice die Waren nachbestellt, konnten sich die Österreicher bislang kaum erwärmen. Ähnliche Anlaufschwierigkeiten bei der Marktdurchdringung dürfte auch dem neuesten Spielzeug aus Japan nicht erspart bleiben: Der Roboter leuchtet rot, blau und orange und kann damit auch als Dekorationsobjekt dienen. In erster Linie ist er jedoch ein virtueller Wachhund. Mit den Infrarotsensoren nimmt er Einbrüche wahr, informiert die Eigentümer per Mobiltelefon und schickt auch gleich ein Video von der Lage zu Hause mit.

Die Firma Takashimaya verkauft den Roborior für 280.000 Yen, das sind etwas mehr als 2.000 Euro, vorerst nur in japanischen Elektronik-Supermärkten. Den Weg in den österreichischen Handel hat zwar zwischenzeitig ein anderer elektronischer Haushaltshelfer, nämlich der Rasenmäher-Roboter, gefunden – ein Verkaufsschlager ist er bis dato nicht, obwohl das Hightech- Ding ganz ohne fremdes Zutun eine definierte Wiese selbständig in vorgegebenen Zeitintervallen mäht, bei Batterieknappheit selbst nachlädt und Hindernissen automatisch ausweicht.

Die wahre Zukunft in den heimischen Haushalten sieht freilich ganz anders aus, sagt Daniel O. Maerki von der Beratergruppe "Das Fernlicht": "Smart Homes kommen ganz sicher, weil der Grundbedarf beim Wohnen gedeckt ist und die Bauträger damit gezwungen sind, für ihre Objekte eine Zielgruppe und darauf aufbauend eine stimmige Dramaturgie zu entwickeln." Zumindest für die junge, urbane Zielgruppe sei das Smart-Home-Konzept dafür gut geeignet. Erste Ansätze dafür werden gerade eben bei zwei Projekten der Raiffeisen evolution im siebenten und 19. Bezirk realisiert, und zwar vor allem durch berührungslose Zutrittsberechtigungen und anderer Sicherheitstechnik.

Sauna online reservieren

Neben vernetzten Überwachungskameras kann hier beispielsweise die Sauna online reserviert werden. Vom klassischen Smart Home Konzept mit sprechenden Kühlschränken blieb da freilich nichts über. Viel weiter, dafür aber rein theoretisch, sind indessen die Smart-Home-Musterhäuser in Deutschland und der Schweiz. In Berlin gibt es beispielsweise seit dem Frühjahr 2005 den Prototyp eines "Smart Home": Im T-Com-Haus, das von der deutschen TCom zusammen mit den Partnern Weber-Haus, Neckermann und Siemens in Berlin-Mitte erstellt wurde, soll das Zusammenspiel einer Vielzahl von Informations-, Kommunikations-, Unterhaltungs-, Sicherheits- und Haustechnikfunktionen erlebbar gemacht werden.

Ein magischer Blickfang im T-Com-Haus ist der so genannte "Mood-Cube-Würfel". Dreht man ihn so, dass je nach persönlicher Stimmungslage die rote, grüne oder blaue Fläche oben ist, erschallen entweder fetziger Rock, Kuschelsound, Donauwalzer oder andere Klänge. Entsprechend stellen sich Lichtszenen ein und dazu passend erscheint ein Videoclip auf dem Multifunktionsscreen (MFS) im Raum. Außerdem gibt es das "Family Whiteboard" von der TCom, ein elektronisches Message-Board im Eingangsbereich. Hier können Familienmitglieder Infos austauschen, werden Besuchernachrichten von der Videotürstation hinterlegt oder lassen sich EMails abrufen und beantworten.

Mulitfunktionssceens

In fast allen Räumen befindet sich ein Multifunktionsscreen mit Audiofunktion, auf den sich über einen zentralen Server Fernsehprogramme, Videos oder die Urlaubsdias zaubern lassen. Aber auch Videobilder und Sprache von der Türstation können eingeblendet werden. In der Küche kann man auf dem Multifunktionsscreen den Kochkurs laufen lassen, während man nebenher das Gemüse schneidet. Aus einer zentralen Mediendatenbank können damit Texte, Musik, Bilder und Videos in jeden gewünschten Raum des Hauses übertragen werden.

Sogar im Urlaub könnten die Bewohner das Hausinnere mittels installierter Überwachungskamera und PDA oder PC einsehen, Küchengeräte überwachen, die Haustechnik steuern, mit Besuchern an der Haustüre kommunizieren und sogar die Tür öffnen. Und auch die Beschattungssysteme des Hauses steuert der Hauscomputer. Rund 40.000 Besucher zählte das Haus im Vorjahr, einige davon hatten sogar die Möglichkeit, ein verlängertes Wochenende zur Probe hier zu verbringen. Keiner davon hat sich freilich nach Informationen der Hausbetreiber für diese Gesamtlösung in den eigenen vier Wänden erwärmen können, lediglich einige, jeweils unterschiedliche, Komponenten daraus haben bis dato den Weg in die Praxis gefunden. Am Preis dürfte es nicht liegen. Alle im T-Com-Haus eingebauten Hightech-Angebote schlagen sich, so T-Com-Sprecher Rüdiger Gräve, gerade einmal mit 15 Prozent der gesamten Errichtungskosten zu Buche.

Gräve bleibt jedenfalls Optimist: "Vor 20 Jahren hatte in Berlin noch nicht einmal jede Wohnung eine Klingel, bis die Smart Homes den Markt erobern werden, wird es eben noch etwas dauern." (Gerhard Rodler, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28./29.1.2006)