Auf Enron folgten noch weitere Skandale bei US-Unternehmen, sodass die Causa Enron zum Symbol für Wirtschaftskriminalität wurde. Laut Anklage versteckten leitende Angestellte Milliardenverluste in anderen Unternehmen, um die Gewinne von Enron zu schönen und den Aktienkurs zu stützen. Nach dem Zusammenbruch des in Houston ansässigen Konzerns verloren Tausende ihren Job, Milliarden von Dollar in den Pensionskassen der Mitarbeiter wurden zunichte gemacht.
Kenny Boy drohen 175 Jahre
Lay, vormals ein Sponsor von Präsident George W. Bush und von diesem liebevoll "Kenny Boy" genannt, ist in sieben Punkten wegen Verschwörung und Betrug angeklagt. Ihm droht eine Haftstrafe von 175 Jahren und eine Geldstrafe in Millionenhöhe.
Lay hat Enron 1986 gegründet und in den folgenden 15 Jahren meist selbst geleitet. Die gegen ihn gerichteten Vorwürfe stammen aus jener Zeit, in der er kurz vor dem Enron-Bankrott für wenige Monate auf den von Skilling bereits geräumten Chefposten zurückkehrte. Die Anklage gegen Skilling umfasst 35 Punkte, ihm drohen 325 Jahre Haft.
Urteil im Sommer
Die Prozessdauer wird auf ein halbes Jahr geschätzt. Die Sonderermittler des US-Justizministeriums werden den Geschworenen des Bundesgerichts in Houston eine Reihe von geständigen Enron-Managern präsentieren, die für eine Haftverkürzung zur Aussage gegen ihre früheren Vorgesetzten bereit sind.
Mit besonderer Spannung wird der ehemalige Chef-Buchhalter Richard Causey im Zeugenstand erwartet. Er hat im Dezember die Täuschung von Aktionären gestanden und muss dafür möglicherweise nur sieben statt 20 Jahre ins Gefängnis. Mit seinem Geständnis hatte der Fall für die US-Regierung eine positive Wende genommen. Das einzige Argument der Verteidigung sei, dass Skilling und Lay nichts von dem Betrug gewusst hätten, sagte der kalifornische Kriminologie-Professor Henry Pontell.
Mit Causey haben insgesamt 16 frühere Enron-Manager gestanden, Straftaten in dem Betrugsfall begangen zu haben. Lay und Skilling dagegen beteuern ihre Unschuld.