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Wien - Die Erben nach Ferdinand Bloch-Bauer haben, wie es Anwalt Randol E. Schoenberg gegenüber dem STANDARD andeutete, kein Interesse, die fünf zu restituierenden Klimt-Bilder als Leihgaben in Österreich zu belassen. In einer Mail von Maria Altmann und Schoenberg an die APA heißt es: "Aber wir hätten nichts dagegen, wenn Österreich sie für einen fairen Marktpreis kauft." Es gebe bisher "keine Spezialvereinbarung über den Preis". Das Angebot an die Republik für einen Kauf "besteht seit siebeneinhalb Jahren, und es ist immer noch gültig".

Das im Zuge der Mediation im September 2005 von der Klägerseite unterbreitete Vergleichsangebot dürfte aber kein attraktives gewesen sein: Laut Protokoll bot Schoenberg an, dass die Republik die drei Landschaften zurückgeben und die beiden Adele-Porträts kaufen solle. Gottfried Toman von der Finanzprokuratur bezeichnete das Angebot als "keine taugliche Grundlage, um in ein ernsthaftes Gespräch einzutreten, weil Pardon, das kommt auf eine Submission hinaus". Auch die offiziellen Stellen sollen von dem Vorschlag nicht gerade begeistert gewesen sein.

Gehrer und die Glocke

Die Regierung versucht nun, Sponsoren für den Rückkauf zu gewinnen. Bildungsministerin Elisabeth Gehrer beteuerte, dass "intensivste Gespräche" geführt würden. Es stünden viele potenzielle Sponsoren auf ihrer Liste, allerdings hält sie es nicht für klug, die Namen "an die große Glocke zu hängen". Der im Vorjahr bestellte Mediator Dieter A. Binder werde zu Gesprächen nach Kalifornien reisen. Sollten Sponsoren den Ankauf tätigen, "dann werden wir sicher indirekt durch steuerliche Absetzmöglichkeiten mithelfen", erklärte Kanzler Wolfgang Schüssel.

Gehrer meinte erneut, es werde keine riesigen Summen aus dem Budget geben. Auch die Stadt Wien hofft auf Sponsoren - und will nicht für die Republik einspringen. Laut Finanzstadtrat Sepp Rieder (SP) könnte sie aber "spendabel sein, wenn ein Ankauf nur knapp zu scheitern drohe".

Ein Weg scheint die Gründung eines Nationalkomitees, die Ex-Wissenschaftsminister Erhard Busek vorschlug: "Das muss eine nationale Aktion werden. Die Klimt-Bilder gehören zur Identität Österreichs." Unterstützt wird Busek von Ex-Unterrichtsminister Helmut Zilk. Der Bund müsse ein Drittel bis die Hälfte der Mittel zur Verfügung stellen, für den Rest sollen Banken, Sparkassen, Versicherungen und Mäzene aufkommen. Wenn er, so Zilk, "der Herr Wlaschek wäre, würde ich heute kein Palais kaufen, sondern ein oder zwei Bilder".

Auch der Kunsthistoriker Hermann Fillitz startete einen Aufruf. Sollte man nur das Geld für ein Porträt zusammenbringen, dann sollte man Adele Bloch-Bauer II erwerben, da Klimt mit diesem Bildnis etwas Neues geschaffen habe: Die "Goldene Adele" weise eine "starke Tendenz" zum Kunstgewerbe auf.

Terezija Stoisits, Abgeordnete der Grünen, erarbeitete unterdessen eine Novellierung des Rückgabegesetzes, die demnächst im Plenum eingebracht wird. Es sieht vor, dass die Restitution nicht mehr eine Frage des Ermessens, sondern verpflichtend ist. Zudem soll das Gesetz, das dem Antragsteller die Ergreifung sämtlicher Rechtsmittel zusichert, nicht nur für die Bundesmuseen gelten, sondern auch für die Stiftung Leopold. (DER STANDARD, Printausgabe, 20.1.2006)