Zagreb - Der frühere Leiter des US-amerikanischen Geheimdienstes CIA, George Tenet, war nach einem Bericht der kroatischen Wochenzeitung "Globus" an der Vorbereitung der Militäroffensive "Oluja" (Sturm) im August 1995 zur Eroberung der serbisch kontrollierten Krajina beteiligt. "Im Juli 1995 hat (der damalige kroatische General) Ante Gotovina auf der Militärbasis Sepurine nahe Zadar die Aktionen 'Sommer '95' und 'Sturm' mit dem ehemaligen CIA-Chef George Tenet vorbereitet", schrieb das Blatt in seiner am Mittwoch erschienenen Ausgabe unter Berufung auf eine den Anwälten Gotovinas nahe stehende Quelle.

Tenet 1995 in Kroatien

Laut den Informationen von "Globus" begab sich Tenet am 20. Juli 1995 nach Kroatien. Auf dem Militärstützpunkt Sepurine habe er den damaligen kroatischen Verteidigungsminister Gojko Susak, den Chef des Nachrichtendienstes, Miroslav Tudjman, sowie Gotovina getroffen, der die Operation "Sturm" befehligte. Jahre später wurde Gotovina vom UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag wegen der Krajina-Offensive angeklagt. Laut Anklageschrift ist er für den Tod von etwa 150 Serben und die Vertreibung von mindestens 150.000 Menschen verantwortlich. Gotovina wurde nach vier Jahren Flucht Anfang Dezember auf der spanischen Kanaren-Insel Teneriffa gefasst und an das UNO-Tribunal überstellt.

Unterstützung der Operation "Oluja"

Dass die USA die Militäroperation "Oluja" unterstützten, wurde bereits des Öfteren auch von kroatischen Ex-Politikern bestätigt. So erklärte etwa im August 2001 der Ex-Verteidigungsminister Pavao Miljavac, die Amerikaner hätten versichert, "stillschweigend" hinter der Offensive zu stehen, wenn diese unter Achtung der internationalen Konventionen durchgeführt würde. Das militärische Vorgehen kroatischer Einheiten hätten die Amerikaner mit unbemannten Flugzeugen und Satelliten verfolgt. Über diese amerikanisch-kroatische Kooperation, behauptete Miljavac, hätte nur die oberste politische und militärische Führung Bescheid gewusst.

Teil eines umfassenderen Friedensplans

Auch der letzte Sicherheitsberater von Ex-Präsident Franjo Tudjman, Markica Rebic, bestätigte, dass Kroatien 1995 auf US-Hilfe zurückgreifen konnte. Die Aktion "Oluja" wäre ohne die Unterstützung der USA auch nie durchgeführt worden. Amerikanische "Informanten" hätten die Operation "komplett überwacht". Diese Militäraktion sei zudem nur ein Teil eines umfassenderen Friedensplans für den Balkan gewesen, den sich die Amerikaner an der Spitze mit dem damaligen Präsidenten Bill Clinton überlegt hätten. Von US-Seite hätte es nur eine Bedingung gegeben: Dass die Aktion "schnell und sauber verläuft".

"Gordischen Knoten auf dem Balkan"

Der österreichische Balkan-Kenner Raphael Draschtak befasste sich in seinem neulich erschienenen Buch "Endspiel 1995" intensiv mit der Rolle Washingtons auf dem Balkan. Seine Kernthese: Clinton musste angesichts der Präsidentschaftswahl 1996 den Krieg auf dem Balkan beenden. Zu diesem Zwecke erhielten die Sicherheitsberater von Clinton den Auftrag, den "Gordischen Knoten auf dem Balkan" zu lösen.

"Mit brutaler Konsequenz zieht die amerikanische Regierung ihr Konzept durch. Ein Kabinettskrieg, Scheinmanöver, Massenumsiedlungen und viele Junktime gehören zum Plan", schrieb Draschtak. Mittel zur Durchsetzung der Ziele: Die heimliche Aufrüstung der Kroaten und bosnischen Moslems. Eine weit reichende und nachhaltige Änderung der über Jahrhunderte gewachsenen ethnischen Struktur in Südosteuropa sei bewusst geplant, zigtausende Opfer seien einkalkuliert worden, analysierte Draschtak. (APA)