Die Vinoble in Jerez ...

Foto: Vinoble 2001-2004

...im Alcazar

Foto: Vinoble 2001-2004

Die Kathedrale an der Stelle der früheren Hauptmoschee

Foto: Klaus Hackl
Sherry erlebte im Lauf der Jahrhunderte viele Höhen und Tiefen. Langen Blütezeiten stehen lange Durststrecken gegenüber. Doch immer wieder schafften es die Weinbauern und Händlern an den alten Ruhm anzuschließen, trotz aller Hindernisse und Schwierigkeiten. Von den Anfängen bis zum 12. August 1483.

Nach wie vor im Dunkel der Geschichte liegt die erste Besiedelung der Gegend um Jerez. Als ziemlich sicher gilt die Landung der Phönizier um 1100 vor Christus in der Nähe des heutigen Cadiz, von wo sie sich nach und nach die Küste und das Hinterland besiedelten, Xera – vermutlich das heutige Jerez, wobei neuere Erkenntnisse darauf deuten, dass es doch einige Kilometer außerhalb der heutigen Stadt lag – gründeten und eine rege Handelstätigkeit entwickelten. Aber für uns wichtiger: mit ihnen kamen auch die ersten Weinstöcke!

Erst die Römer bringen Licht ins Dunkel

Um 138 AC befriedete Scipio Emilianus die Provinz, die unter den Römern Baetica hieß und nannten die Stadt Ceretium, oder kurz Ceret. Fortan belieferte sie Rom mit Olivenöl, Wein und Garum (einer Art Marinade aus den Resten gepökelter Fische). Innerhalb kürzester Zeit war der exportierte Wein in Rom derart erfolgreich, dass die aufgebrachte italienische Konkurrenz Kaiser Domitian im Jahre 92 dazu brachte, die Zerstörung der Rebanlagen um Ceret zu befehlen – doch Rom war weit und nichts geschah...

409 fielen die Vandalen ein. Deren Herrschaft wurde allerdings bereits nach wenigen Jahren 414 von den Westgoten beendet, die eine Allianz mit den Römern eingingen und sich dadurch die Herrschaft über die Römer hinaus bis zum Anfang des 8. Jahrhunderts sicherten. Sie kümmerten sich intensiv um die Kultivierung der Reben, der Züchtung neuer Sorten und trieben den Weinbau weiter voran.

Die Herrschaft der Mauren

711 kam es schließlich am Ufer des Guadalete, unweit des Ortes, wo heute die Kartause von Jerez steht, Pago de la Ina, dessen Name auf den Befehl des arabischen Heerführers „Al Ina – jetzt“ zurückgeht, zum die nächsten Jahrhunderte bestimmenden Sieg der Mauren, der zu einer ungeheuren Hochblüte der Region, vor allem in Hinblick auf Landwirtschaft, Kultur und Wissenschaft führte, aber gleichzeitig eine ernsthafte Bedrohung des Weinbaus darstellte.

Denn 966 erließ der Kalif Alhaken II aus religiösen Gründen den Befehl die Rebstöcke zu entwurzeln. Den Bauern gelang es allerdings in letzter Minute den Kalifen davon zu überzeugen, dass sie die Trauben nur zu Rosinen verarbeiten, die ein wichtiger Ernährungsbestandteil für die Soldaten waren. So wurde glücklicherweise nur ein Drittel der Rebstöcke vernichtet und den Bauern erlaubt aus den Trauben Rosinen zu machen. Der Weinbau rund um die von den Mauren jetzt Seris genannte Stadt konnte also munter weiter gedeihen und perfektioniert werden, nahmen es doch auch viele der Mauren mit dem Alkoholverbot ihres Propheten nicht ganz so ernst

Alfons X – der Befreier

1264 gelang Alfons X die Rückeroberung von Jerez, das de facto von Kampfhandlungen verschont blieb, da die Herrschenden sich ergaben und mit der neuen Macht arrangierten. Jerez de la Frontera (Grenze) blieb allerdings noch jahrelang Grenzposten des Königreichs – daher auch der heutige Name. Alfons X bedachte seine verdientesten Gefolgsleute großzügig mit Land und Weinbergen, deren Kultivierung er weiter forcierte, besaß er doch selbst größere Rebflächen..

Schon damals dürfte es beachtliche Weinexporte nach England gegeben haben, die sich allerdings in Bezug auf die Menge aufgrund der mangelhaften Aufzeichnungen aus jener Zeit heute nicht mehr verifizieren lassen.

Die Weinberge rund um Jerez entwickelten sich durch die Steuerleistungen zu einer nicht unwesentlichen Quelle des Wohlstands, sodass Heinrich III von Kastilien 1402 eine Verfügung erließ, die das Ausreißen auch nur eines einzigen Rebstockes unter Strafe stellte und außerdem das Aufstellen von Bienenkörben in der Nähe ebendieser untersagte, damit die Bienen die Beeren nicht verderben konnten

Vorläufer der heutigen DO

Der Erfolg veranlasste immer mehr englische, französische und flämische Händler (oder sollte man eher Gauner sagen?) dazu in Jerez ihr Glück zu versuchen – nicht immer im Rahmen der Gesetze, mit gefälschten Herkunftsbezeichnungen, gepanschten Weinen usw. – was in regelmäßigen, teils handgreiflichen Auseinandersetzungen mit diesen Schleichhändlern („extractores“) endete. Dies führte am 12. August 1483 zu den „Vorschriften des Gremiums für Rosinenhersteller und Weinleser in Jerez“, die somit die erste gesetzliche Regelung der heutigen DO darstellen und im Detail Anweisungen für die Weinlese, die Beschaffenheit der Weinschläuche, den Ausbau und die Handelspraktiken enthielt.

Nächste Woche: Der erste Sherryboom