Innsbruck - Das Landeskriminalamt Tirol hat am Mittwoch nicht ausgeschlossen, dass der am Montag in Vietnam festgenommene Innsbrucker noch weitere Buben sexuell missbraucht haben könnte.

Im Lebenslauf des 68-Jährigen würden noch "viele Zeitfenster" fehlen. Der gebürtige Tscheche stand vorerst in Verdacht, sich an mindestens sieben Burschen im Alter von elf bis 14 Jahren vergangen zu haben. Ob der Mann, der in Ho-Chi-Minh-Stadt im Gefängnis sitzt, an Österreich ausgeliefert wird, war am Mittwoch laut Außenministerium noch unklar. Eine Botschaftsmitarbeiterin habe den Mann besucht und ihn über den österreichischen Haftbefehl informiert, sagte Sprecher Georg Schnetzer.

Auf Urlaub mit den Kindern

Die Missbrauchsfälle sollen sich zwischen 1996 und 2003 in der Wohnung des Mannes abgespielt haben. Seine mutmaßlichen Opfer hatte er über Zeitungsannoncen kennen gelernt. Der Tatverdächtige, der 15 Jahre in Innsbruck lebte und österreichischer Staatsbürger ist, bot Nachhilfeunterricht für Englisch an. Auch in den Urlaub nach Kärnten, Ibiza, Italien, Holland, Ägypten oder Vietnam nahm er die Buben mit. Das Vertrauen der Eltern gewann er, indem er unter anderem vorgab, dass sein Neffe, dabei handelte es sich ebenfalls um ein Opfer mitreise.

Familie finanziell unterstützt

Die sieben Betroffenen, welche die Anschuldigungen gegen den Mann bestätigten, stammen laut Kriminalpolizei aus schwierigen sozialen Verhältnissen. Eine Familie wurde von dem Innsbrucker auch finanziell unterstützt. Für ein weiteres Kind fungierte er als Firmpate. Der mutmaßliche Täter gab sich nach Angaben der Ermittler stets als "guter Onkel" aus. Drohungen oder Gewalt seien nach derzeitigem Wissensstand nie im Spiel gewesen. Einschlägiges Material, das auf seine pädophile Neigung schließen lässt, wurde in seiner Innsbrucker Wohnung zunächst keines sichergestellt.

Der 68-Jährige, der auch längere Zeit in den USA gelebt haben soll, galt bis zum Bekanntwerden der Vorfälle als unbescholten. Welchen Beruf er tatsächlich ausgeübt hatte, konnten die Beamten nicht sagen. Er selbst habe verschiedene Tätigkeiten - vom Lehrer, Dozenten bis hin zum Polizisten - angegeben.

Anzeige Die Vorgänge waren im vergangenen Sommer durch Zufall aufgeflogen. Ein Opfer erstattete Anzeige. Seit 3. November wurde mittels internationalem Haftbefehl nach dem Innsbrucker, der seit 2003 in Vietnam aufhältig ist, gesucht. In einem Hotelzimmer in Ho-Chi-Minh-Stadt klickten schließlich die Handschellen. (APA)