Gerhard Nekowitsch

Foto: Weingut Nekowitsch
Dass er sich dabei ausgerechnet auf Schilfwein spezialisiert hat, lag an der Idee, dass es auch etwas Besonderes sein müsse, wenn er "mit null Ahnung und so spät" den Betrieb seiner Eltern übernahm. Gelernt habe er, der damals in den Weinbau "außer bei der Lese und beim Verkosten" nicht sehr tief involviert war, indem er "getan hat", aus vielen Gesprächen – u.a. mit Alois Kracher, der "schon eine Leithammelfunktion hat" – und aus Fehlern, von denen es "unehrlich wäre, das nicht zuzugeben", so Nekowitsch.

Die Trauben für diesen Süßweinstil, die im Gegensatz zu den imagemäßig alles überstrahlenden Trockenbeerenauslesen keine Edelfäule haben, trocknen in Folientunneln auf Stroh- oder Schilfmatten langsam dahin, um danach abgepresst und vergoren zu werden. Die Herausforderung bei Schilfwein sei, so Nekowitsch, "wirklich gesunde Trauben ohne jegliche Botrytis" zu haben.

Etwa drei Monate dauert das Trocknen bei Nekowitsch, was auch in "einfacheren Jahren als dem sehr schwierigen 2005" absolut nicht risikofrei ist. Hilfsmittel wie Ventilatoren etc. sind laut österreichischem Weingesetz nicht gestattet. Entscheidend sei auch hier "ein schöner Herbst", so Nekowitsch, "denn bei langen Nebenphasen oder Regenperioden ist die Gefahr des Verfaulens sehr groß."

Die Rebsortenauswahl "entspricht seinen Anforderungen" und seiner Vorliebe für aromatische Sorten. Am wichtigsten ist Sämling (Scheurebe), weil er einerseits "schon da war, für Süßweine sehr geeignet ist und selbst in schwierigen Jahren etwas bringt". Eine Spezialität des Hauses ist "The Red One", eine rote Schilfweincuvée aus Zweigelt und Blaufränkisch.

Die Herausforderung ist, das Süße-Säure-Spiel durch den Schrumpfprozess hinzukriegen, so Nekowitsch. Dazu kommt eine intensive Fruchtnote, weil die Trauben im "frischen Stadium" geerntet und dann erst durch Eintrocknen mit all ihren Inhaltsstoffen auf die hohe Zuckergradation "geschrumpft" werden. (Luzia Schrampf, DER STANDARD – Printausgabe, 28. Dezember 2005)