Forschung & Geschlecht
Jeden Tag Physik
Marie Curie: Ein Glühen am 26. Dezember
Marie und Pierre saßen in ihrem Holzschuppen und blickten in die Dunkelheit. Überall leuchteten schwache, grünliche Pünktchen. Alle Abdampfschalen phosphoreszierten, blitzten wie wunderbare Edelsteine. "Wie schön das ist", flüsterte Marie. "Niemals vergessen wir diesen Abend der Glühwürmchen." Pierre zog seine Ehefrau zu sich heran und beide schauten verzaubert auf das Ergebnis ihrer Arbeit. Als Marie Curie von der von Becquerel entdeckten unsichtbaren Strahlung, die von den Uransalzen ausgeht, hörte, beschloss sie, diese Strahlung zu untersuchen. Mittels piezoelektrischer Verfahren, die ihr Ehemann entwickelt hatte, verfolgte sie die von der Uranpechblende ausgehende Strahlung. Schon nach Monaten stellte Marie fest, dass die Strahlung des Erzes intensiver war als die des Urans, und folgerte daraus, dass im Erz noch unbekannte Elemente vorhanden sein müssen, deren Radioaktivität die des Urans übersteigt. Pierre, der um die Bedeutung der Ergebnisse seiner Ehefrau wusste, wandte sich mit viel Energie ihren Forschungen zu. Am 26. Dezember 1898 gaben die Curies dann die Entdeckung zweier neuer Elemente bekannt: Polonium, benannt nach Maries Heimat, und Radium. 1903 nahm Marie Curie als erste Frau gemeinsam mit ihrem Ehemann und Becquerel den Nobelpreis für Physik entgegen. (red, DER STANDARD, Print, 24./25./26.12.2005)