Weil man nicht bei ihnen vorbeikommt. Weil man sie nicht bemerkt. Weil man nicht hinschaut. Weil es sie eigentlich nicht geben dürfte. Weil in Österreich kein Mensch betteln müsste. Weil es Arbeit für jeden gibt (außer für Arbeitslose, aber für die gibt es Arbeitslosenunterstützung). Weil die Sozialhilfe ohnehin von Steuergeldern bezahlt wird. Weil Betteln nicht erlaubt ist. Weil Bettler oft organisiert und kriminell sind. Weil Bettler ihre Kinder zum Betteln statt in die Schule schicken. Weil die bettelnden Kinder daheim alles abliefern müssen. Weil man Bettlern mit Geld prinzipiell nicht helfen kann. Weil sie mit dem erbettelten Geld weder Gewand noch Essen, sondern Alkohol kaufen. Weil sie mit dem Geld ihre Drogensucht finanzieren. Weil sie sonst glauben, sie können weiter vom Betteln leben. Weil es immer mehr Bettler geben würde, je mehr man jedem Einzelnen von ihnen gibt. Weil es, umgekehrt, bald keine Bettler mehr gäbe, wenn ihnen keiner mehr etwas gibt. Weil man die Armut von der Straße wegfegen könnte, indem man sie aushungert.Wie man argumentiert, warum man Bettlern Geld gibt: Gar nicht. Man gibt. (DER STANDARD - Printausgabe, 24./25./26. Dezember 2005)