Ladislav Švihel rechnet damit, dass in rund zehn Jahren die internationalen Konzerne wieder weiterziehen.

Foto: Agrokomplex

Nitra – "Seit 2001 ist die Messewirtschaft in der Slowakei stabil", zeigt sich Marek Baluška, Marketing-Mann der größten slowakischen Messegesellschaft Agrokomplex-Vystavnictvo, zufrieden. "Geht es der Wirtschaft gut, geht es den Messeveranstaltern gut", übersetzt Baluška den eingeladenen Journalisten die Worte seines Chefs, Agrokomplex-Generaldirektor Ladislav Švihel.

Der Wirtschaft geht es mit mehr als fünf Prozent Wachstum gut. Die slowakischen Messen profitieren heuer vom allgemeinen Aufschwung mit einem achtprozentigen Wachstum im Vergleich zum Vorjahr. Von den insgesamt rund 7.800 Ausstellern kamen etwa 1.400 aus dem Ausland. Rund 40 Prozent Marktanteil kann Agrokomplex, das nach wie vor in staatlicher Hand ist, auf sich konzentrieren. Von einer Privatisierung seines Unternehmens hält Švihel derzeit nichts: "Solange man Gewinn macht, gibt es keinen Grund, hier Änderungen vorzunehmen." Als einer der Belege für die Wirtschaftlichkeit wird das vom Messeveranstalter auf 120 Hektar Fläche betriebene, slowakische Landwirtschaftsmuseum ins Treffen geführt. Mit seinen 28.000 Exponaten, die den Bogen von der Urgeschichte der Agrarwirtschaft bis zur Gegenwart spannen - darf es in der Tat als eines der eindrucksvollsten seiner Art gelten. Finanziell getragen wird es ausschließlich von Agrokomplex.

Von Möbeln bis Bonsai

Eines der Zugpferde unter den Veranstaltungen ist die Möbel und Wohnen Messe, die sich laut Baluška mit 475 Ausstellern als die viertgrößte Europas positioniert und neben heimischen Interessenten hauptsächlich jene aus Deutschland und Österreich anzieht. Ob dem Maschinenbau-, der Agrar- und Lebensmittelindustrie, dem Holz und der Holzverarbeitung oder dem Bonsai gewidmete Auusstellungen: 2005 war für Agrokomplex ein gutes Jahr. Genau genommen, das beste in der Geschichte. Die Zahlen, die Švihel vorträgt, sind beeindruckend und entsprechen dem allgemeinen Aufschwung im Land. Sechs Prozent mehr Besucher, zwölf Prozent größere Ausstellungsflächen, 38 Prozent mehr Aussteller aus dem Ausland, auf den Messen jährlich getätigte Umsätze von 100 Millionen Euro. 2005 fanden rund 150 Messen und Ausstellungen statt. Den Bedarf nach einer der Informationstechnologie gewidmeten Veranstaltung könne man übrigens nicht sehen, so Švihel und sein Marketing-Fachmann unisono.

Wenn die internationalen Konzerne weiterziehen

"Die Veranstaltungen sind hauptsächlich auf die Geschäfte kleiner und mittelständischer Unternehmen zugeschnitten" erklärt Baluška die Zielgruppe. "Ein Segment, das man möglicherweise in der jüngeren Vergangenheit nicht in dem Ausmaß geschätzt hat, wie es nötig wäre", ergänzt Agrokomplex-Chef Švihel: "Kapital wird strömen, damit müssen wir rechnen". Wenn es bessere Bedingungen in der Ukraine oder in Russland geben werde, so würden die Konzerne, die sich jetzt, (dank Flat-tax, niedriger Lohnkosten) ansiedeln, ihre Zelte abbrechen und weiterziehen. "Wann genau das sein wird, wissen wir nicht. In Tschechien und Ungarn war das schon der Fall. Hier könnte vielleicht in zehn Jahren damit gerechnet werden. Dann brauchen wir einen starken Mittelstand." (Regina Bruckner)