Paris - Frankreichs Innenminister Nicolas Sarkozy hat
Kritik an seinem Vorgehen während der schweren Vorstadt-Unruhen im
Herbst zurückgewiesen. Anders als in allen anderen Ländern mit
ähnlichen Vorkommnissen habe es "in 25 Unruhenächten ... weder Tote
noch Schwerverletzte" gegeben, sagte Sarkozy der linken Pariser
Zeitung "Libération" vom Freitag. Er selbst gehöre zudem nicht zu
jenen, "die auch nur die geringste Vermengung zwischen Ausländern und
den Unruhen betreiben", sagte der Chef der konservativen
Mehrheitspartei UMP. Offenbar aus Sorge vor einem Wiederaufflammen
der Unruhen wurde in mehreren Verwaltungsbezirken der Verkauf von
Benzin in Kanistern verboten.
Vorwurf
Sarkozy war vorgeworfen worden, Randalierer durch seine harte
Linie und die Verunglimpfung von Vorstädtern unter anderem als
"Gesindel" angestachelt zu haben. "Man kann in diesem Land nichts
mehr sagen, ohne sofort widerlicher Hintergedanken bezichtigt zu
werden", sagte der Minister und beklagte ein "unerträgliches
Einheitsdenken". Wer den Menschen verbiete, sich frei zu äußern,
bereite Le Pens Partei Front National den Boden. Verärgert äußerte
sich Sarkozy über den Kapitän der Nationalelf, Liliam Thuram, der ihn
wegen der "Gesindel"-Äußerung scharf angriffen hatte: Thuram sei "ein
großer Fußballer, aber kein Meisterdenker". Er wisse besser, was in
den Vorstädten vorgehe, als Thuram, der nach seiner dortigen Kindheit
"eine nostalgische Sicht" habe.
Treibstoffverkauf in Kanistern verboten
In mehreren Bezirken der Großregion Paris sowie im südlichen
Bezirk Bouches-du-Rhône um Frankreichs zweitgrößte Stadt Marseille
wurde der Treibstoffverkauf in Kanistern verboten. Damit wollten die
Behörden offenbar den Bau von Molotowcocktails verhindern. Nach
Angaben der Präfektur von Marseille wurde das Verbot für den Heiligen
Abend und den ersten Weihnachtstag, Silvester und den Neujahrstag
verhängt, um "mögliche Störungen der öffentlichen Ordnung bei den
Feiern zum Jahresende zu unterbinden". Laut Medienberichten prüft die
Pariser Polizei, in der Hauptstadt zu Silvester nicht nur den
Benzinverkauf in Kanistern, sondern auch den Verkauf von Alkohol zum
Mitnehmen zu verbieten. (APA/AFP)