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Sanaa/Graz/Wien – In der Entführungsaffäre um zwei Österreicher im Jemen wurde die hoffnungsvolle Erwartung auf ein baldiges Ende am Freitag von Ernüchterung abgelöst: Zwar dementierte man in Wien Berichte arabischer Medien, wonach es überhaupt keinen Kontakt zu den Entführern gebe, von einer Freilassung in absehbarer Zeit war aber im Gegensatz zum Vortag nicht mehr die Rede.

Klar wurde im Lauf des Tages die Identität der beiden Geiseln: Peter Schurz, 52- jähriger Inhaber eines Architekturbüros in Graz, und Barbara Meisterhofer, 31-jährige Architektin, beschäftigt bei der Baubezirksleitung Hartberg (Steiermark). Die beiden sind als Interessenskollegen zu einer privaten Studienreise in den Jemen geflogen.

Asim Dzino, ein Partner des Architekten, sagte am Freitag dem STANDARD: "Ich kenne Peter schon seit 35 Jahren, wir arbeiten auch zusammen. Er fährt jedes Jahr zu Weihnachten weg, meistens in den süd- ost-asiatischen Raum. Diesmal ist es Jemen. Am Sonntag ist er weggefahren, die Entführung dürfte gleich passiert sein. Das Ganze ist ,Kismet'. Ich habe mit den Leuten vom Außenministerium geredet. Mich interessiert nur, dass er heil wieder zurückkommt."

Auch mit dem Außenministerium Kontakt haben die Eltern von Barbara Meisterhofer. Sie leben in Waldbach (Bezirk Hartberg) und werden seit Bekanntwerden der Entführung psychologisch betreut.

Wie Vater Hans Meisterhofer in einem Telefonat mit dem STANDARD sagte, hat er Vertrauen in die Verhandlungen des Auenministeriums. "Das Ministerium bemüht sich intensiv, wir werden stündlich angerufen. Wir können nur hoffen, dass das gut ausgeht."

Vertrauenspersonen

Ein Sprecher des Außenministerium sagte am Freitag, der Leiter des Krisenreaktionszentrums und der österreichische Botschafter in Oman seien zweimal mit dem jemenitischen Innenminister zusammengetroffen. "Der Minister hat zugesichert, dass ständig Verhandlungen von Personen, die das Vertrauen beider Seiten genießen, geführt werden." Auch der Präsident des Jemen, Ali Abdullah Saleh, setze sich persönlich aktiv dafür ein.

Der jemenitische Botschafter in Wien, Ali Hameed Sharaf, erklärte, die Geiselnehmer stellten Forderungen an die jemenitische Regierung, die Entführten würden aber mit Sicherheit "gut behandelt". Der Botschafter ist weiter zuversichtlich, dass die Angelegenheit einen guten Ausgang nehmen werde. "Ich versichere Ihnen, dass kein Problem für die Touristen besteht", betonte Sharaf. Die Geiselnehmer verlangen vor allem die Freilassung dreier Stammesangehöriger, die von den Behörden in der Hauptstadt Sanaa festgehalten werden. (Marijana Miljkovic, DER STANDARD – Printausgabe, 24./25. Dezember 2005)