Restaurierte barocke Pracht im Inneren von "Maria Hietzing". Spenden und Legenden haben hier Tradition.

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Wien - Maria Theresia pflegte hier zu beten. Heißt es. Denn von der Gemeinde unten sah sie nie jemand, da die Kaiserin die Kirche "Maria Hietzing" hintenrum betrat und den Gottesdienst vom Oratorium seitlich überm Hochaltar aus zu verfolgen pflegte.

Heute würde die Regentin von dort aus die Liturgie nur noch akustisch mitbekommen - da das Zentrum des Geschehens im Zuge der Generalrestaurierung ins Zentrum der Gemeinde gerückt wurde. Bei diesem neuen "Volksaltar haben wir uns zusammengerauft", lacht Landeskonservatorin Barbara Neubauer.

Für die Restaurierung des Kircheninneren wurden seit 2003 insgesamt 1,5 Millionen Euro ausgegeben. 360.000 Euro kamen vom Altstadterhaltungsfonds, wie Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP) am Donnerstag betonte. Einen Teil steuerte das Bundesdenkmalamt bei - und 50.000 Euro haben Hietzinger Bürger gespendet, berichtet Pfarrer Johannes Kittler.

Das Spenden hat in Hietzing Tradition - wie auch einige Legenden rund um die Kirche tradiert werden. So heißt es, dass den Silbermantel der Madonna vom barocken Hochalter eine dankbare Hietzinger Bürgerin gestiftet habe, "weil sie doch noch geheiratet hat".

Weiters gibt es die Legende rund ums Gnadenbild von Maria Hietzing: Dieses hatten demnach Bürger zur Zeit der ersten Türkenbelagerung 1529 in einem dicht belaubten Baum versteckt. An genau diesen Baum waren dann aber vier Hietzinger von den Türken angekettet worden. Die riefen in ihrer Not die Mutter Gottes um Hilfe an - da begann die Statue im Baum zu leuchten, eine Stimme rief "Hüet's eng" ("Hütet euch!") und die Fesseln fielen von den Gefangenen ab. Aus diesem "Hüet's eng" soll dann "Hietzing" geworden sein. Heißt es.

Zu den historischen Fakten gehört, dass schon Mitte des 13. Jahrhunderts eine Kapelle auf diesem Schwemmhügel des Lainzer Baches stand. Diese Kapelle bekam dann 1253 durch einen Tausch das Stift Klosterneuburg. Der heutige Kirchenbau entstand 1685 - nach einer weiteren Zerstörung während der zweiten Türkenbelagerung.

Der Letztzustand

Im 19. Jahrhundert gab es wieder Umgestaltungen - und das ist für Neubauer "der künstlerisch relevante Letztzustand". Die Decken von Hauptraum und Chor sind mit Stukkaturen von Domenico Piazzol und Fresken von Antonio Galliardi geschmückt. Der große Hochaltar erhielt 1751 seine jetzige Form.

Etwas in Vergessenheit ist geraten, dass es sich bei "Maria Hietzing" eigentlich um eine Wallfahrtskiche handelt. "Wallfahrergruppen kommen nur noch selten", weiß Johannes Kittler. "Minutenwallfahrer" schauen gelegentlich vorbei. Der Pfarrer weiß das genau. Denn "Hietzing ist immer noch beides. Großstadt, in der man sich verstecken kann - und Dorf, bis hin zum Dorftratsch." Und vom Tratsch entstehen nach und nach Legenden. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD - Printausgabe, 23. Dezember 2005)