Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Archiv
Als Alexander von Humboldt 1799 auf seine berühmte fünfjährige Amerikareise ging, hatte er ein halbes Dutzend Kisten mit Büchern im Gepäck. Wäre von Humboldt zwei Jahrhunderte später losgesegelt, hätte er vielleicht nur ein Kästchen in der Größe eines Feuerzeugs bei sich, kaum schwerer als einer der zahlreichen Käfer, die der Naturforscher sammelte. Ein kleiner USB-Stick, auf dem sich die komplette Brockhaus-Enzyklopädie findet: 30 Bände auf 9 mal 3,6 Zentimetern.

Weinrot

300 000 Stichwörter warten auf dem weinroten Stick, "genau so viel wie in den kompletten 30 Bänden", betont Brockhaus-Sprecher Klaus Holoch. Hinzu kommen zwei Multimedia-DVDs mit 25 000 Bildern, 280 Videos, 140 Animationen und 3 000 Hörbeispielen. Das Gerät ist gleich nach dem Anschließen an die USB-Schnittstelle einsatzbereit. "Das ist die schnellste Enzyklopädie die wir je hatten", sagt Holoch.

Suche

Besonders stolz ist der Unternehmenssprecher auf die Suchmöglichkeiten. So könnten auch natürlichsprachliche Fragen gestellt werden, etwa "Was beeinflusst Ebbe und Flut?" oder "Wie kam es zum Ersten Weltkrieg?". Interessant ist auch der «3-D- Wissensraum». Zum gesuchten Begriff werden gleich noch verwandte angezeigt. Wer also "Adenauer" eingibt, bekommt gleich noch Bundesrepublik, Grundgesetz oder die Bundeskanzler präsentiert.

Eine Kannibalisierung der papiernen Ausgabe fürchtet das Unternehmen nicht

Eine Kannibalisierung der papiernen Ausgabe fürchtet der Brockhaus-Sprecher nach eigenen Worten nicht. "Nur Papier gibt es ohnehin nicht mehr, jede Ausgabe bringt den Zugang zu unserer ständig aktualisierten Datenbank mit sich." Auch der USB-Stick fragt in regelmäßigen Abständen, ob er Aktualisierungen aus dem Netz laden darf. Die nächsten fünf Jahre soll es jeden Monat eine geben.

"Dort gibt es viele tolle Dinge, aber auch viele ungenaue. Man weiß nie, worauf man sich verlassen kann."

Konkurrenz vom Internet, etwa Wikipedia, sei für den digitalen Brockhaus kein Thema. Wikipedia, für die jeder Beiträge schreiben kann, sei ein interessantes Projekt, könne mit Brockhaus aber nicht verglichen werden, sagt Holoch. "Dort gibt es viele tolle Dinge, aber auch viele ungenaue. Man weiß nie, worauf man sich verlassen kann." Und noch einen Nachteil habe die Internetenzyklopädie: "Aus Brockhaus können Wissenschaftler jederzeit zuverlässig zitieren, bei Wikipedia geht das nicht."

1500 Euro

Allerdings ist Wikipedia kostenlos. Für den kleinen gewaltigen USB-Stick stellt Brockhaus immerhin fast 1500 Euro in Rechnung. Das sind zwar 1000 Euro weniger als für die 30 Bände. Alexander von Humbold bekam von der preußischen Königliche Akademie der Wissenschaften jedoch gerade einmal 200 Taler. Im Jahr. (APA/dpa)