Ab Juli 2006 sollen Studienwerber an den Medizinunis in Wien und Innsbruck nach dem Schweizer Modell getestet werden.

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Wien - Der 7. Juli 2006 dürfte nach derzeitigen Planungen ein Lostag für angehende Ärzte und Zahnärzte in Österreich werden. Mit einem in der Schweiz seit vielen Jahren bewährten und mehrfach evaluierten Eignungstest (EMS) wollen die Medizin-Unis Wien und Innsbruck zu diesem Termin die neuen Studenten für das Semester 2006/07 auswählen, erklärten Vertreter der Unis bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Wien. Die Grazer Medizin bleibt bei einem selbst entwickelten Aufnahmeverfahren.

"Es handelt sich bei dem Verfahren um keine Aufnahmeprüfung, bei der Wissen abgefragt wird, sondern um einen Test, bei dem die Eignung der Bewerber für ein Medizin- oder Zahnmedizinstudium und den späteren Arztberuf ermittel wird", erklärte der Rektor der Medizin-Uni Wien, Wolfgang Schütz. In zehn Unterprüfungen wird etwa ermittelt, wie ein Bewerber mit Information umgeht. Das heißt er bekommt einen Text und wird anschließend dazu befragt. Weitere Schwerpunkte sind auch das räumliche Vorstellungsvermögen und die visuelle Wahrnehmung.

Dass es mittlerweile etwa in der Schweiz Firmen gibt, die so genannte Pauk-Kurse anbieten, in denen sich Interessenten für den Test vorbereiten, stört Schütz wenig. "Es gibt Studien dazu und diese haben ergeben, dass Absolventen solcher Kurse keine höheren Erfolgsraten haben", betonte der Vizerektor der Medizin-Uni Innsbruck, Manfred Dierich. Ein wenig Vorbereitung sei dagegen sinnvoll und das könne jeder selbst machen, da die Unterlagen für die Prüfung frei zugänglich seien. Weitere Untersuchungen und Evaluierungen hätten ergeben, dass Personen mit guten Ergebnissen beim EMS später auch einen signifikant besseren Studienerfolg hätten und ihr Studium rascher beenden würden, so Medizin-Uni Wien-Vizerektor Rudolf Mallinger.

Letztendlich werde der Eignungstest, dessen Durchführung zeitgleich mit Schweizer Unis geplant ist, kein "Bestanden" oder "Nicht bestanden" für die Bewerber, sondern eine Rangliste der am besten Geeigneten liefern. Einig waren sich die Experten, dass der Test bereits vor Studienbeginn wesentlich sinnvoller ist, als die derzeitige Regelung, bei der vor dem dritten Semester ein Großteil der Studenten rausgeprüft wird. Das sei in jeder Hinsicht eine Verschwendung von Ressourcen und eine Vergeudung von Lebenszeit für die Studenten.

Das bedeutet aus organisatorischer Hinsicht, dass die teilweise hoffnungslos überfüllten Hörsäle für die Anfängervorlesungen der Vergangenheit angehören. Die Studentenzahl wird nicht - wie bisher - ab dem 3. Semester, sondern von Beginn an beschränkt. An der Uni Wien stehen im nächsten Studien 640 Plätze für Humanmedizin und 80 Plätze für Zahnmedizin, an der Uni Innsbruck 310 Plätze für Human- und 30 Plätze für Zahnmedizin zur Verfügung.

Obwohl das EuGH-Urteil und der darauf folgende starke Andrang von deutschen Studienwerbern vor allem für ein Medizinstudium Anlass für die Einführung des Test war, löst der EMS die Problematik des hohen Ausländeranteils nicht, räumten die Experten ein. Da seien politische Lösungen gefragt. Der Test sei allerdings mit jeder möglichen Lösung kompatibel und werde vorläufig auf jeden Fall beibehalten. Die Kosten für das Schweizer Verfahren stehen noch nicht fest, es geben Grundkosten von 65.000 Euro für beide Unis, zu denen aber noch Dienstleistungen des durchführenden Schweizer Instituts für EMS dazu kommen. (APA)