Wien - Als hätte Vizekanzler Hubert Gorbach im Augenblick nicht genügend Schwierigkeiten, hat sich einer seiner Mitarbeiter, Pressesprecher Carl Ferrari-Brunnenfeld, in einem E-Mail jetzt auch als Befürworter der Todesstrafe geoutet. SPÖ-Justizsprecher Hannes Jarolim forderte nach einem STANDARD-Bericht über den internen Schriftverkehr die unverzügliche Abberufung von Gorbachs Mitarbeiter: "Die unbedingte Gegnerschaft zur Todesstrafe ist unantastbarer Grundkonsens der Republik Österreich wie des politischen Europa." Jarolim verlangt auch eine klare Stellungnahme des Ministers.

Ferrari-Brunnenfelds Kollege Martin Standl weist die Darstellung zurück: Ferrari-Brunnenfeld sei kein Befürworter der Todesstrafe, er habe sich in mehreren Diskussionen anlässlich der Hinrichtung von Stanley "Tookie" Williams eindeutig gegen die Todesstrafe ausgesprochen.

In einem offensichtlich irrtümlich versandten E-Mail hatte Ferrari-Brunnenfeld geschrieben: "das österreichische system kennt die todesstrafe nicht, was auch gut ist (obwohls meine persönliche meinung nicht ist)."

Die Grünen werden am Mittwoch einen Misstrauensantrag gegen Gorbach einbringen. Sie werfen ihm Unfähigkeit und "Verschwendungssucht" vor. Alexander Van der Bellen: "Wir haben die Nase voll vom Unfug und den Kindereien." (völ/DER STANDARD, Printausgabe, 21.12.2005)