Es soll Mütter geben, die auf die Frage, was sie sich von ihren - erwachsenen - Kindern zu Weihnachten wünschen, eine klar umrissene, materiell konkrete Antwort geben, die man dann tatsächlich in einen Kaufakt umsetzen kann. Etwa: "Ich hätte dort schöne Stiefel gesehen." Oder: "Ich brauche jetzt wirklich einen neuen Fernseher." Oder: "Gebt's mir was auf eine Winterfluchtreise in den Süden dazu." Das soll es geben. Für gewöhnlich ist die Antwort der betreffenden Mutter aber wesentlich subtiler und mit hoher emotionaler Intelligenz ins Werk gesetzt - "Ich wünsch mir einfach eine nette Kleinigkeit" lässt das Interpretationsspielfeld weit offen und soll die Kinder in eine nähere Diskussion locken.

Meist ist nicht einmal das zu erwerbende Objekt von Bedeutung, sondern es geht nur um den Akt der Kommunikation an sich. Die undankbaren Kinder sollen gefälligst Zeit, Nachdenken und Emotion ins Geschenkebesorgen investieren. Erfahrene Guerilla-Mütter fügen noch hinzu: "Am liebsten wär mir, Ihr schenkt's mir ein bisserl Zeit." Der absolute Mann-Stopper aber ist: "Ich hab doch schon so viel von euch bekommen."

Da ist alles drin, was zwischen Müttern und ihren Kindern schweben kann. (DER STANDARD, Printausgabe 20.12.2005