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Foto: AP/Rich Pedroncelli
"Es ist eine Tragik", seufzt der väterliche Freund Arnold Schwarzeneggers, der ehemalige ÖVP-Bundesrat Alfred Gerstl. Aber überrascht sei er von der Reaktion jenes Mannes, mit dem er nach wie vor regelmäßig telefoniert, nicht. Denn auch wenn Schwarzenegger bisher nicht auf Petitionen aus Graz reagierte, habe er sie sehr wohl wahrgenommen. "Einen Menschen wie ihn, der in seinem Büro neben der US-Flagge auch die steirische hängen hatte, trifft das sehr:" Ob das steirische Wappen weiter hänge, wisse Gerstl nicht. Schwarzenegger hat in einem Brief an den Grazer Bürgermeister nach heftiger Kritik an ihm die Verwendung seines Namens in Graz untersagt und den ihm verliehenen Ehrenring zurückgeschickt.

Dass Schwarzenegger gegen die Begnadigung von "Tookie" Williams entschied, versteht Gerstl: "Politiker haben sich an die Stimmung der Bevölkerung zu halten. In Kalifornien sind 80 Prozent für die Todesstrafe und haben 1976 für die Wiedereinführung gestimmt. Die Bevölkerung in Graz ist ganz sicher zum großen Teil hinter Arnold." Hätten SPÖ, Grüne und KPÖ im Gemeinderat für die Umbenennung des Schwarzenegger-Stadions gestimmt, wäre das für Gerstl "undemokratisch gewesen".

Die Chefin der Grazer Grünen, Sigi Binder, die die Namensänderung vorantreibt, sieht das naturgemäß anders: "Menschenrechte sind unteilbar und dürften gar nicht Inhalt einer Volksabstimmung sein. Zweitens wurden wir durch Wahlen legitimiert und haben in drei Tagen tausende Unterschriften gesammelt."

Schwarzenegger hat Graz gespalten und die Stadt in zwei scheinbar unversöhnliche Lager geteilt. SP, KP und Grüne freuen sich über seinen Rückzug. Man werde Schwarzenegger auch weiterhin kritisieren, wenn er "menschenrechtswidrige Todesurteile" zulasse, so die Grünen.

ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl, der durch den Entzug des Namens "Millionenverluste" für die Landeshauptstadt befürchtet, wird in seiner "Arnie"-Solidaritätshaltung" politisch von FPÖ und BZÖ unterstützt. Der Ex-GAK- Präsident und nunmehrige BZÖ-Finanzreferent Harald Fischl eifert Schwarzenegger sogar nach und will das ihm 1997 verliehene Goldene Ehrenzeichen der Stadt Graz zurückzugeben.

Entschuldigung

Nagl schickte dem kalifornischen Gouverneur am Dienstag einen Brief, in dem er sich für "das provinzielle Vorgehen" von Grünen, KPÖ und SPÖ entschuldigt. Er bedauere, dass sich Schwarzenegger von Graz abwende, könne dies aber nachvollziehen. Nagl lädt Schwarzenegger zum Versöhnungsbesuch ein. "Nagl degradiert die ganze Stadt zum Bittsteller", kommentiert Binder dies. SPÖ-Vizebürgermeister Walter Ferk "fehlt jedes Verständnis", die Diskussion über die Todesstrafe als "Provinzposse" zu bezeichnen.

Diese "Posse" beschäftigt längst die internationalen Medien. Schwarzeneggers Zerwürfnis mit seiner Heimatstadt wurde von der New York Times, USA Today bis zur Los Angeles Times und deutschen Medien dokumentiert.

Die Debatte um die Umbenennung könnte sich indes als Farce herausstellen könnte. Denn offiziell heißt das Stadion nach wie vor "Stadion Graz-Liebenau". Der Zusatz "Schwarzenegger-Stadion" war ein symbolischer Akt, der durch keinerlei Beschlüsse gedeckt war, sagt der Stadionverantwortliche Siegfried Feldbaumer zum STANDARD.

Den "Millionenschaden", den Nagl befürchtet, sieht Harry Bergmann von der Werbeagentur Demner, Merlicek & Bergmann nicht: "Erstens ist in diesem Fall der Werbewert nicht berechenbar. Zweitens ist Schwarzenegger so oder so untrennbar mit Graz verbunden." Auch der Sprecher der US-Botschaft in Wien, William H. Wanlund, ist wenig besorgt. "Österreich wird in den Staaten positiv wahrgenommen, ich glaube nicht, dass irgendjemand wegen dieser Geschichte nicht mehr hierher auf Urlaub fährt."

GAK-Präsident Harald Sükar hofft indes auf neues Geld für den Sport durch einen neuen Stadion-Sponsor. (Walter Müller/arijana Miljkovic/Colette M. Schmidt, DER STANDARD – Printausgabe, 21. Dezember 2005)