Der Bassist der Kärntner Band Naked Lunch, Herwig Zamernik alias Fuzzman, präsentiert auf einer Tournee sein exzellentes Debütalbum.

Foto: Universal
Wien - Fuzzman, da denkt man an einen langmähnigen Rocker, den Bleifuß am Verzerrer, an Feedbacklärm, an Stroboskoplicht und Brunftgeschrei im Trockeneisnebel. Aber: Irrtum! "Futzmann" oder "Fassmän", wie Herwig Zamernik sein Alter Ego abwechselnd ausspricht, kokettiert ein wenig mit dem Loserimage. In der offiziellen Biografie wird "Futzmann" dann auch als "verhinderter Supermann" vorgestellt, erzählt der 32-Jährige.

Zamernik ist Fuzzman: Ein bleicher Typ aus Kärnten, der eine Oma-Haube trägt, auf die seine Mutter seinen Heldennamen gestrickt hat. Das klingt nach dem Comicsverkäufer aus "The Simpsons".

Doch diese Einschätzung erweist sich als falsch: Schon nach wenigen Songs des titellosen Debüts (Wohnzimmer Records/Sony) wird klar, dass der Bassist der Kärntner Band Naked Lunch kein bemitleidenswerter Freak ist, sondern eines der überzeugendsten heimischen Popalben seit Langem produziert hat. Eine originäres Werk, dass zwischen introvertiert-rockigem Low-Fi, einnehmendem Songwritertum und bombastfreiem Synthie-Pop angesiedelt ist, sich also in einem Referenzrahmen bewegt, in dem Do-it-yourself-Weltmeister Beck ebenso eine Fixgröße darstellt wie Mark Everett und seine Eels oder Lou Barlow und der drückende Rock, den er mit Sebadoh schuf.

Produziert hat Zamernik diese Musik über mehrere Jahre hinweg, das Album wurde dann innerhalb kürzester Zeit zusammengestellt: "Die ältesten Songs sind gut acht Jahre alt. Ein Freund von mir hat mich heuer gebeten, ihm die Stücke, die im Lauf der Zeit entstanden sind, einmal aufzunehmen. Das waren an die fünfzig. Man wollte dann sofort, dass ich ein Album daraus mache."

Auf diesem sind nun auch Arbeiten gelandet, die Zamernik für diverse Theateraufführungen in Kärnten produziert hat. Zamernik: "Seit 2000 produziere ich auch Theatermusik. Ich hatte mir das anfangs als langweiliges Hintergrundgedudel vorgestellt. War es aber nicht. Das Angenehme daran ist, dass man nicht über sich selbst schreibt, sondern zu einem Thema."

Apropos Kultur in Kärnten: Spricht man mit oder über Naked Lunch, die zart depressiv gelagerte Stammband Zamerniks, die im Vorjahr das existenzielle Meisterwerk Songs For The Exhausted veröffentlicht hat, kommen meist die Rahmenbedingungen im südlichsten Bundesland als unmittelbar mit der Stimmung ihrer Musik zusammenhängend zur Sprache. Fuzzman ergeht es nun ähnlich. Nervt das nicht langsam?

Zamernik: "Ich habe es aufgegeben zu lamentieren. Das tut jeder. Klar, dass es hier politisch und kulturell für jemanden wie mich ein Graus ist. Andererseits spielt sich mein Leben zwischen meiner Familie und dem Studio ab. Und wenn man die Rahmenbedingungen etwas globaler betrachtet, geht es uns hier nicht so schlecht."

Außenseitertum

Fuzzmans Musik übersetzt dieses Außenseitertum in genial untrendige Musik. Songs, denen man anmerkt, dass sie einfach passierten. So entstand ein Album, das noch hörbar sein wird, wenn diverse laut angepriesene Modebands längst wieder vergessen sein werden. Trotz der solipsistischen Anmutung ist Fuzzman eine Band. Zamernik: "Es spielen ein Haufen Bekannte und von mir Freunde mit. Wenn jemand von denen im Studio war, hab ich meine Songs vorgespielt und irgendjemand hat dann etwas dazu gespielt."

Zu diesen Freunden gehört die erlesen ausgesuchte Liveband, die als Fuzzman in den nächsten beiden Wochen durch das Land tourt. Richard Klammer, bekannt unter anderem vom Trio Exklusiv an der Trompete, Hannes Strasser von Roter Stern Silberstern, sowie die Naked-Lunch-Kollegen Stefan Deisenberger und Peter Hornbogner werden das Album adäquat auf die Bühne bringen. (DER STANDARD, Printausgabe, 20.12.2005)