Banja Luka - Die Zahl der Todesopfer aus dem bosnischen
Bürgerkrieg 1992 bis 1995 ist weitaus geringer als bisher angenommen.
Nach Angaben eines unabhängigen bosnischen Forschungsinstituts vom
Freitag kamen dabei insgesamt 93.837 Soldaten und Zivilisten ums
Leben. Bisher war die Zahl der Toten auf mehr als 200.000 geschätzt
worden. Rund 68 Prozent der Opfer seien Moslems, 26 Prozent Serben
und fünf Prozent Kroaten, teilte der Leiter des Dokumentations- und
Forschungszentrums in Sarajevo, Mirsad Tokaca, mit.
Ein Prozent der Opfer seien Mitglieder anderer Gemeinschaften. Die
Untersuchungen seien zwar noch nicht vollständig beendet, es seien
aber nur noch Abweichungen von höchstens drei Prozent zu erwarten.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz in Sarajevo lobte das
Engagement Tokacas. "Wir begrüßen alle Initiativen, die helfen
können, die Wahrheit über den Krieg ans Licht zu bringen", sagte eine
Sprecherin. Die drei in Bosnien lebenden Gruppen der Serben, Kroaten
und Moslems hatten sich zuvor nie auf Opferzahlen verständigen
können.
Bisherige Schätzungen: 10.000 bis 350.000 Tote
Unterschiedliche Schätzungen lagen zwischen 10.000 und 350.000
Opfern, sagte Tokaca. Die neuen Untersuchungen wurden von der
norwegischen Nichtregierungsorganisation Nansen Dialogue Center
finanziell unterstützt und sollten laut Tokaca "die Wahrheit
festlegen und Manipulationen vorbeugen." Er kritisierte, dass die
bosnischen Behörden sein Projekt nicht unterstützt hätten. (APA)