Die Erde ist ständig in Bewegung. Sei es durch die Gezeiten, Tiefdruckzonen über Ozeanen oder Erdbeben. Letztere, besonders stärkeren Ausmaßes, sind in Österreich zum Glück sehr selten. Dennoch werden vom Erdbebendienst auf der österreichischen Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) alle messbaren Schwingungen auf dieser Welt erfasst, um möglichst viele Daten zur Berechnung der Erdbebengefährdung zur Verfügung zu haben. Seit Kurzem ist es nun auch interessierten Laien möglich, anhand eines Live-Seismografen, die Erdbewegungen in Österreich im Internet mitzuverfolgen.

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"Wir wollen damit der Öffentlichkeit das Thema der Erdbebenkunde noch näher bringen und dem Beobachter ermöglichen, die Vorgänge in der Natur zu verfolgen", erläutert der ZAMG-Geophysiker Anton Vogelmann die Ziele des derzeit weltweit einzigartigen Onlineprojekts, wofür auch die Jury des Multimedia-Staatspreises eine Auszeichnung verlieh. Anlass für die Entwicklung war ein Auftrag des Inatura-Museums in Dornbirn.

Seit der Eröffnung des Museums im Juni 2003 läuft dort ein Live-Seismogramm auf einem Touchscreen-Kiosk und visualisiert die kontinuierlichen Bodenbewegungen der 30 Kilometer entfernten Bebenstation von Damüls.

Daten werden umformatiert, "resampelt" und in einer HTML-Datei abgelegt

Die von den über ganz Österreich verteilten Erdbebenstationen gemessenen Bodenschwingungen werden alle zehn Sekunden als kom- primierte Datenpakete an einen Rechner der ZAMG geschickt. Dort werden die Daten umformatiert, "resampelt" und in einer HTML-Datei abgelegt. Seismologen werten die Erdbebenregistrierungen aus und bestimmen Ort, Zeitpunkt und Stärke der Erdbeben. Ein Programm erstellt aus diesen Angaben Landkarten und kopiert sie auf den Webserver.

Die Bodenschwingungen erscheinen am Bildschirm mit etwa 1000facher Verstärkung. "Im Gegensatz zu ähnlichen Projekten anderer Institutionen, die nur statische Abbildungen von Seismogrammen mit einer Verzögerung von Minuten oder Stunden anzeigen, funktioniert unsere Lösung in Realtime", hebt Vogelmann eine der Besonderheiten hervor. Und: Das Live-Seismogramm der ZAMG läuft auch über eine Modemanbindung mit sehr geringer Bandbreite, da die Daten-Files eine durchschnittliche Größe von nur 0,8 Kilobyte haben.

"In einem Land wie Österreich erscheint die Erdbebenbeobachtung zwar nicht so vorrangig wie etwa in Japan, wo sich fast jeden Tag ein starkes Erdbeben ereignet", meint Vogelmann abschließend, "doch je mehr wir darüber wissen, umso besser können wir die Erdbebengefährdung in den unterschiedlichen Regionen berechnen." (Karin Tzschentke, DER STANDARD Printausgabe, 15.12. 2005) http://geoweb.zamg.ac.at