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Wien - Marktführer Bank Austria Creditanstalt hebt heute, Donnerstag, seit Oktober zum zweiten Mal die Sparzinsen an, und auch die anderen großen Institute in Österreich haben sich den neuen Marktbedingungen angepasst

"Die Zinsanhebung durch die Europäische Zentralbank (EZB) wurde von den Banken schon vorweggenommen, aber es zeichnen sich weitere Zinsschritte ab. Wir rechnen mit 0,25 Prozentpunkten im ersten Quartal 2006 und mit einem weiteren Schritt bis Jahresende 2006," sagte Günther Rausch, für Einlagen und Zahlungsverkehr bei der Erste Bank zuständig, im Gespräch mit dem STANDARD.

Die überraschend schnellen Reaktionen der Banken auf die Zinserhöhung der EZB hat neben dem verschärften Wettbewerb aber auch andere Gründe: Erstmals haben heuer die Investmentfonds mit einem Veranlagungsvolumen von insgesamt rund 156 Milliarden Euro die Sparbücher überholt, auf denen knapp 136 Milliarden Euro liegen.

Billige Kredit-Refinanzierung

Die Sparguthaben bilden aber nach wie vor die billigste Form der Kredit-Refinanzierung für die Banken. Vor der Zinserhöhung durch die EZB gab es in Österreich ein historisches Tief bei den Sparzinsen. Bei neu abgeschlossenen Sparverträgen von privaten Haushalten mit einer Laufzeit von mehr als zwei Jahren sanken die Zinsen im dritten Quartal 2005 deutlich um 0,20 Prozentpunkte auf den historischen Tiefststand von 2,54 Prozent.

Im Vergleich mit dem Durchschnittszinssatz des Euroraums von 2,05 Prozent zeigt sich für die österreichischen Sparer aber noch immer ein erheblicher Zinsvorteil von 0,49 Prozentpunkten, ging aus einer Erhebung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) hervor.

Günstiger Europavergleich

Auch die Kreditzinsen gingen im dritten Quartal noch zurück und stiegen seit der Zinserhöhung um 0,25 bis 0,5 Prozentpunkte. Bei den Euro-Kreditzinssätze zeigte sich im dritten Quartal mit 0,08 Prozentpunkten der deutlichste Rückgang bei den neu vergebenen Konsumkrediten.

Nominell lag der entsprechende Durchschnittszinssatz im September bei 4,80 Prozent, effektiv - unter Einbeziehung aller Gebühren - bei 5,65 Prozent gegenüber 5,75 Prozent im Juni 2005. Auch bei den Wohnbau- bzw. Unternehmenskrediten gab es gegenüber dem Vorquartal Rückgänge von 0,07 bis 0,04 Prozentpunkten.

Die Zinssätze für Kredite lagen weiterhin teils deutlich unter den vergleichbaren Durchschnittswerten des Euroraumes, was in Bankenkreisen auf den harten Wettbewerb unter den Instituten in Österreich zurückgeführt wird. (Michael Moravec, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.12.2005)