Das Gesundheitswesen hat eine einzigartige Rolle als erste Anlaufstelle für Frauen mit Gewalterfahrung. Wird die Situation richtig erkannt, kann weitere Gewalt verhindert werden. Das Frauengesundheitszentrum Graz schlägt daher ein Programm zur Schulung und Unterstützung für KrankenhausmitarbeiterInnen vor.

Politischer Rahmen

Doch sind Folgen von Gewalt häufig schwer zu erkennen. Noch schwieriger ist der Umgang damit. Deshalb würden die Fachkräfte im Gesundheitswesen Rückendeckung brauchen. "Eine politische Richtungsentscheidung, Gewalt nicht zu tolerieren, ist erforderlich. Das bedeutet auch Zusammenarbeit und Fortbildung zu ermöglichen, um jene zu stärken, die in Ordinationen und Spitälern mit Folgen von Gewalt zu tun haben", stellt Sylvia Groth, Geschäftsführerin des Grazer Frauengesundheitszentrums, fest. "Damit Frauen mit Gewalterfahrung nicht hilflose HelferInnen gegenüberstehen. Damit die Spirale von Gewalt gestoppt wird."

Sinnvoll und notwendig wären, so Groth, ein Interventionsprogramm, das das Personal der Krankenhäuser systematisch sensibilisiert und qualifiziert. Im Gegensatz zu Wien und Niederösterreich fehlen in der Steiermark derartige Fortbildungen.

Geschlechtsbezogene Gewalt

Die geschlechtsbezogene Gewalt verletze nicht allein die Grenzen der persönlichen Integrität, sondern auch die Beziehung einer Frau zum eigenen weiblichen Körper und zum alltäglich erlebten Selbst: Sie ist Menschenrechtsverletzung und Erniedrigung der Würde der Frau. Daher stelle sexualisierte und intime Gewalt eine besondere Gefährdung der frauenspezifischen und reproduktiven Gesundheit im weitesten Sinne dar. Sie beeinträchtige das Vertrauen in die Stärke und die Achtungswürdigkeit des weiblichen Körpers. Unter der Wirkung von erlebter Gewalt können Frauen längere Zeit unfruchtbar oder im Gegenteil immer wieder in rascher Folge schwanger werden, sie können spontane Fehlgeburten haben, sich aus für Außenstehende wenig verständlichen Gründen zur Abtreibung entschließen, Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen durchlaufen oder unfähig sein, die Mutterschaft innerlich anzunehmen. (red)