Juba - Knapp ein Jahr nach dem offiziellen Friedensabkommen nach mehr als 20-jährigem Bürgerkrieg bedroht eine neue Geisel den Süden des Sudan: Aids. Das Gebiet galt als einzige Region Afrikas, die von der Immunschwächekrankheit verschont geblieben war.

Im ganzen Sudan sind 2,8 Prozent der Menschen HIV-positiv. Wegen der kriegsbedingten Isolation blieb der Südsudan von Aids weitgehend verschont. Damit hat es nun ein Ende. Mit durch heimkehrenden Soldaten, dem Handelsverkehr und den aus Nachbarstaaten heimkehrenden Flüchtlingen hält Aids Einzug in die völlig verarmte Region, in der der Begriff "Aids" vielfach noch völlig unbekannt ist und Kondome nicht verfügbar sind.

Verschärft wird das Problem durch die im Südsudan vorherrschende Polygamie und die Tradition des Tätowierens. Durch die nach wie vor unsichere Lage trauen sich nur wenige Hilfsorganisationen in die Region. Und diese stehen vor dem Problem, wie sie Aids-Aufklärung betreiben können. Im Südsudan geht nur eines von acht Kindern zur Schule, und das in der Regel nur bis zum elften Lebensjahr. Drei Viertel der Menschen sind Analphabeten, auf 100.000 Bewohner kommt nach Informationen der Zeitschrift "The East African" ein einziger Arzt.

Die NGO's setzen nun auf die Aids-Aufklärung bei alten Menschen, die in der Gesellschaft traditionell hohes Ansehen genießen, und versuchen, über diese ihre Botschaft an die jungen Leute zu bringen. (APA)