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Foto: REUTERS/GORAN TOMASEVIC
Wien – Für Prostitution, für Zwangsarbeit, für Strafdelikte und sogar für Organspenden: Weltweit sind Kinder dafür eine begehrte „Handelsware“. Das Ausmaß lässt sich nur schwer abschätzen: EU-weit gibt es keine konkrete Zahl der Fälle, auch die weltweiten Schätzungen schwanken beträchtlich. Zwischen 1,5 und zwei Millionen Menschen, darunter auch viele Minderjährige, sollen jährlich Opfer von Menschenhandel werden, schätzt die UNO.

Bessere Polizeiausbildung

Österreich will während der EU-Präsidentschaft im ersten Halbjahr 2006 die Problematik in mehreren Veranstaltungen bearbeiten, betonten am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien Innenministerium, die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und die Internationale Organisation für Migration (IOM). Eines der Ziele: Verbesserte Ausbildung für Polizisten, um Kinderhandel sowohl in den Herkunfts- als auch in den Zielländern wirksamer bekämpfen zu können.

Experten aus 42 Staaten treffen sich vom 14. bis zum 17. März in Wien, um verbesserte Trainingsmöglichkeiten für Exekutivbeamte zu diskutieren und ein Handbuch zu erarbeiten. Im Mittelpunkt stehen dabei vier Themen: Befragungsund Ermittlungsmethoden, Zusammenarbeit zwischen Polizei und Nichtregierungsorganisationen sowie geeignete Wege, die Identität von Kindern festzustellen.

Ein Pass pro Kopf

Die Forderung „One person – one passport“ (Eine Person – ein Pass) spielt für Gerald Tatzgern vom heimischen Bundeskriminalamt dabei eine wichtige Rolle. Schließlich komme es immer wieder vor, dass Frauen, die Kinder in ihrem Pass eingetragen haben, versuchen, mit fremden Kindern an der Hand einzureisen. Passpflicht auch für Kinder könnte hier Abhilfe schaffen, glaubt er. Als erfolgreich habe sich auch die bilaterale Zusammenarbeit herausgestellt.

Nachdem im Jahr 2004 die Zahl minderjähriger Ladendiebe und Bettler aus Rumänien in Österreich stark angestiegen sei, haben gemeinsame Maßnahmen mit den dortigen Behörden die Situation entspannt. Durch den besseren Informationsfluss ist mittlerweile auch die Zahl der Verurteilungen wegen Kinderhandels und Menschenschmuggels in Rumänien stark angestiegen.

Konzertiert agieren

Für Helga Konrad, der OSZE-Sonderbeauftragten für den Kampf gegen Menschenhandel, ist eine „konzertierte Aktion“ notwendig, um den Verbrechern das Leben schwer zu machen. Sie wünscht sich auch verpflichtende Aufenthaltsgenehmigungen für die Minderjährigen, eine persönliche Unterstützung sowie eine Risikobeurteilung vor der eventuellen Rückkehr ins Heimatland. Auch einen „klaren Auftrag, bessere Daten zu sammeln“, um das Problem beurteilen zu können, erhofft sich Helga Konrad während der EU-Präsidentschaft Österreichs. (moe, DER STANDARD Printausgabe, 14.12.2005)