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Eine Währung, keine Grenzen und Polit-Zoff: Praktisch und bunt wie das Staaten-Potpourri, ist das EU-Image bei der Jugend. Was zählt, ist das Miteinander der Menschen.

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"Wenn ich an die EU denke, denke ich zuerst an Diskussionen und Streitereien", meint Anna Kubin (17) aus Graz. Der Wienerin Verena Doublier (17) fällt zuerst die gemeinsame Währung ein. Damit gehört sie laut Sora-Studie 2004 zur Mehrheit der österreichischen Jugendlichen, die mit der EU vor allem eines verbinden: den Euro. Besonders wichtig ist für beide, ins Ausland reisen und dort - ohne größere Hürden - arbeiten zu können. "Diese Dinge müssten durch die EU einfacher werden", ist Verena schlichtweg überzeugt.

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"Die EU sollte den Jugendlichen Mut geben, im Ausland zu arbeiten und beruflich mobil zu werden", fordert Manfred Zentner, Jugendforscher und offizieller Vertreter Österreichs beim European Youth Research Network. Jugendliche wüssten zu wenig über die Angebote der EU, meint er. "Es fehlt eine interessante Berichterstattung zu den Möglichkeiten, die Jugendliche in der EU haben", kritisiert Zentner im SCHÜLERSTANDARD-Gespräch die EU-Medienarbeit.

Auch Magdalena Goldinger (18) fordert mehr Transparenz. "Wenn die EU Jugendförderungsprogramme anbietet, sollte sie diese auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen." Sie wünscht sich außerdem mehr Diskussionen zwischen Politikern und jungen EU-Bürgern.

"Youth takes the floor"

Diesem Wunsch versuchte die Generaldirektion für Bildung und Kultur der Europäischen Kommission nachzukommen, indem sie die 2. Europäische Jugendwoche ins Leben rief. Unter dem Motto "Youth takes the floor" stand die Konferenz von 5. bis 7. in Brüssel, bei der 200 Jugendliche mit hochrangigen EU-Politikern debattierten. Im Zuge dessen wurden auch die besten der 12.000 Projekte, die jedes Jahr von Jugendlichen gestartet und vom Europäischen Jugendprogramm unterstützt werden, prämiert.

Aus fünf Kategorien wählte eine junge Jury die Siegerprojekte für den European Youth Award 2005. Von Filmproduktionen bis hin zur Errichtung einer eigenen Jugendbuslinie reichte die bunte Palette der nominierten Projekte.

"Girltalk" für Mädchen

"Ich wollte jungen Mädchen im Teenageralter helfen, wenn sie Probleme haben, und ihnen zeigen, dass es für sie eine Zukunft gibt", so Anna Lynge, die 26-jährige dänische Koordinatorin des prämierten Projekts "Girltalk". Gemeinsam mit ihrem jungen Projektteam etablierte sie eine Beratungsstelle für junge Mädchen, basierend auf modernen Kommunikationsmitteln wie SMS, Chat und E-Mail.

Ein Projekt mit Menschen

Der junge Isländer Gudmundur Arnar Gudmundsson (23) brachte gemeinsam mit sieben anderen Studenten über 1200 Jugendliche dazu, einen Animationsfilm zu zeichnen, der Vorurteile gegen Menschen aufgrund ihrer Rasse, ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung kritisiert. Auch für ihn hat das Projekt weniger mit der EU als mit den Menschen zu tun. "Ich habe noch gar nicht darüber nachgedacht, ob ich es wollen würde, dass Island der EU beitritt", erklärt er dem SCHÜLERSTANDARD.

Ideale und Ideen Dass auch österreichische Jugendliche die EU vor allem als ein Projekt mit Idealen sehen, geht aus der Sora-Studie hervor. "Die EU sollte nicht nur eine Erweiterung auf wirtschaftlicher Ebene darstellen, sondern vor allem für die Menschen da sein", meint dazu Verena. Laut Zentner sind es die Jugendlichen, die die Idee von einem Miteinander in Europa leben. "Sie wollen mit Menschen aus anderen Ländern in Kontakt kommen und andere Kulturen kennen lernen. Sie versuchen sich auszutauschen, und genau das ist die europäische Idee." Inwieweit diese noch mit der EU zu tun habe, sei aber eine andere Frage. (DER STANDARD, Printausgabe, 13.12.2005)