Es ist jeder Branche immanent, eigenes Vokabular zu entwickeln. Dennoch schaffte es A la Carte-Herausgeber Christian Grünwald vergangene Woche im Wiener "Theatercafé", auch in der Disziplin "Verbalgymnastik" abgebrühten Gastro-Journalisten zumindest ein Schmunzeln zu entlocken. Grünwald referierte zunächst von einer "extrem hohen Rote-Rüben-Dichte" - und ordnete ihr dann "ein deutliches Ost-West-Gefälle" zu. Die ansonsten in der hohen Kochkunst schmählich unterbewertete Rübe fand sich nämlich in erstaunlich vielen jener Rezepteinsendungen, aus denen Grünwald sowie Georg Springer, Wolfgang Lorenz und Eberhard Schrempf (den Initiatoren der Gedankenjahr-Eventisierungsreihe "25Peaces") 169 ausgewählt hatten, die sie als Kochbuch herausbrachten: "Kochen nach Zonen" (Edition A la carte) nennt sich das Werk. Darin verraten u. a. Sohyi Kim (Kim Kocht), Walter Eselböck (Taubenkobel), Reinhard Gerer (Korso) oder Alex Mayer (Theatercafé) Rezepte aus jener Zone, in der ihr Lokal zwischen 1945 und 1995 gelegen hätte. Fazit: Zeitgeschichte kann man auch mit dem Bauch verstehen (und nebenbei die rote Rübe wieder schätzen) lernen.
Panorama
Zeitgeschichte und Hüttenzauber
"Kochen nach Zonen" im Theatercafé - Rachlin und Muster auf der Sennhütte