Eine stille Ungerechtigkeit der Weltgeschichte ist der schonende Umgang mit schlechten Erfindern. Während jeder kleine Buchhalter die Finanz am Hals hat, wenn er bei den Einnahmen hinten eine Null vergisst, während erbärmliche Leistungen in Kultur und Sport medial geahndet und vom Publikum gerächt werden, kommen schlechte Erfinder stets schadlos davon. Sie flüchten in die Anonymität - und lassen uns mit ihren elendigen Produkten allein.

Wo ist etwa der Erfinder des u-förmig über ein Medikament gestülpten Beipackzettels? Melde er sich, und lege er das aufgeblätterte Papier vor unseren Augen so lange zusammen, bis es wieder in die Packung passt.

Wo ist der Erfinder des Zuckerstreuers mit eingebauter Eisen-Makaroni-Röhre? Stelle er sich und führe er uns vor, wie er dosierte zwei Löffel Zucker in eine Tasse leiten will. Bringe er auch seinen Kollegen mit, der uns unten am Salzstreuer ein Loch mit Plastikverschluss eingebaut hat: Der fülle vor uns Salz ein.

Ja und welches kranke Gehirn ist auf die Idee gekommen, Marken in das Krageninnere von Hemden zu nähen? Diesen Erfinder kaufen wir uns und werden ihn so lange mit Federn am Hinterhals kitzeln, bis er um Verzeihung winselt. (DER STANDARD, Printausgabe vom 12.12.2005)