Falluja - Im Vorfeld der Parlamentswahlen im Irak am kommenden Donnerstag haben Geistliche im ganzen Land die Gläubigen zur Stimmabgabe aufgerufen. Auch in der überwiegend von Sunniten bewohnten Stadt Falluja nutzten Prediger das traditionelle Freitagsgebet, um bei ihren Anhängern auf eine Teilnahme bei den Wahlen zu drängen.

"Betrachtet meine Worte als eine Fatwa (religiöser Erlass; Anm.)", sagte Scheich Abdul Sattar Athaab vor mehr als tausend Gläubigen in einer Moschee in Falluja. Wer ihm nicht gehorche, müsse sich vor dem Islam verantworten. Ein Wahlboykott der sunnitischen Minderheit wie bei der ersten freien Parlamentswahl im Irak seit über 50 Jahren im Jänner wird damit bei dem nun anstehenden Votum unwahrscheinlich.

Aufruf zur Stimmabgabe

In der den Schiiten heiligen Stadt Najaf wurden die Gläubigen zur Stimmabgabe aufgerufen, um so die neue politische Macht der unter dem ehemaligen Diktator Saddam Hussein unterdrückten schiitischen Bevölkerungsmehrheit zu sichern. Unabhängig von Religionszugehörigkeit wurde in den Freitagsgebeten die Hoffnung geäußert, die Wahl eines neuen Parlaments könne letztendlich zum Abzug der US-Truppen führen. Das Parlament wäre das erste mit allen Rechten ausgestattete Gremium seit dem Einmarsch der US-geführten Truppen, der vor knapp drei Jahren zum Sturz Husseins führte.

Einige Prediger forderten die Gläubigen auf, sich von dem mit Aufmerksamkeit verfolgten Prozess gegen den ehemaligen Machthaber abzuwenden und sich stattdessen auf die Wahlthemen zu konzentrieren: die Wirtschaft des Landes, den öffentliche Dienst, den Kampf gegen den Sunniten-Aufstand und die religiöse Spaltung des Landes. Einige Geistliche riefen mehr oder weniger direkt zur Wahl eines bestimmten Kandidaten auf. (APA/Reuters)