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Wien - Der Uraufführung von Rainhard Fendrichs Musical Wake up! im September 2002 folgte ein gar bitteres Erwachen. Denn die Auslastung lag trotz einer zusätzlichen Frühlingserwachen-Werbekampagne, die erheblich teuerer kam als die daraus erzielten Einnahmen, bei 70,5 Prozent.

Bereits nach drei Monaten fiel die Besucherzahl signifikant ab, wie das Kontrollamt der Stadt Wien in einem soeben veröffentlichten Bericht über die Vereinigten Bühnen feststellt: 2003 betrug die durchschnittliche Auslastung 62,4 Prozent, im Juli jenes Jahres gar nur 43,9 Prozent. Obwohl jede Menge Rabatte gewährt wurden, um das Theater an der Wien halbwegs zu füllen: 2003 zahlten lediglich 29,1 Prozent den vollen Preis. Selbst am allerletzten Spieltag, den 1. Jänner 2004, betrug die Auslastung bloß 87,4 Prozent - obwohl 40,7 Prozent der Karten verschenkt wurden.

Die Vereinigten Bühnen Wien begründen den schlechten Kartenverkauf mit dem Irakkrieg; auch das in der Öffentlichkeit diskutierte Privatleben Fendrichs (Scheidung) habe sich negativ ausgewirkt.

Die Folge jedenfalls war ein wirtschaftliches Desaster: 2003 machten die Einnahmen nicht, wie budgetiert, 10,7 Millionen Euro aus, sondern nur 6,3 Millionen. Der Gesamtverlust, mit 10,9 Millionen Euro veranschlagt, wurde um 1,8 Millionen überschritten - und betrug 12,7 Millionen. Der Eigendeckungsgrad lag daher bei 45,6 Prozent.

Für Marie Ringler, Kultursprecherin der Wiener Grünen, steht der äußerst hohe Subventionsbedarf (41,5 Euro pro Besucher) in keinem Verhältnis zum Ergebnis: "Musical hat in dieser Form keine Zukunft mehr." Auch Franz Ferdinand Wolf, Kultursprecher der Wiener VP, erachtet den Weg, Musical hoch zu subventionieren und zu forcieren, für falsch: "Die Stadt Wien investiert in eine Theaterleiche - auf Kosten der anderen Kulturschaffenden."

SP-Kultursprecher Ernst Woller wies die Kritik umgehend zurück: Es sei "absoluter Unsinn", eine einzige Produktion herauszugreifen, weil dadurch das Bild verzerrt werde. Wien sei als Musicalstadt auf einem erfolgreichen Weg. Und die Vereinigten Bühnen verwiesen in einer Aussendung auf jüngste Erfolge. Diese würden beweisen, dass das Genre Musical äußerst lebendig sei.

Die letzte große Eigenproduktionen der Vereinigten Bühnen, Rudi Klausnitzers Barbarella, war ein noch größerer Flop als Wake up!. Das Musical wurde bald abgesetzt. (DER STANDARD, Printausgabe, 10./11.12.2005)