St. Petersburg - Egal, wie am Freitag Österreich gegen den dreifachen Olympiasieger Dänemark und Brasilien gegen den EM-Fünften Deutschland abschnitt, das Duell der ÖHB-Frauen mit den Südamerikanerinnen am Samstag (15 Uhr MEZ/lvie TW1) zum Ausklang der Gruppe C hat wahrlich Endspiel-Charakter. Wer verliert, der fliegt von der Weltmeisterschaft in St. Petersburg vorzeitig nach Hause. Der Sieger darf hingegen ab Montag in der Hauptrunde weiter WM-Luft schnuppern.

In der Metropole am Finnischen Meerbusen, die am Donnerstag von den Österreicherinnen besichtigt wurde, werden die "Samba-Tänzerinnen" aus dem Land des fünffachen Fußball-Weltmeisters als Favorit gesehen. "Das ist für uns okay, weil der Gegner an Qualität gewonnen und in den vergangenen Monaten einen Aufschwung verzeichnet hat. Das beweist auch, dass 13 Spielerinnen des Kaders in Europa ihr Geld verdienen", sagt ÖHB-Generalsekretär Martin Hausleitner. Man sei auf Brasil schon während Olympia 2004 aufmerksam geworden.

Man ist gewarnt

In Athen haben sie den siebenten Rang belegt und so große Handball-Länder wie Dänemark, Ungarn (EM-Dritter, WM-Zweiter) und Südkorea (WM-Dritter, Olympia-Zweiter) an den Rand von Niederlagen gedrängt. "Und heuer hat Brasilien in der WM-Vorbereitung Titelverteidiger Frankreich 26:24 besiegt und gegen die Ungarinnen nur mit minus vier Toren verloren", erzählt Hausleitner. Doch ÖHB-Teamchef Herbert Müller ist gerüstet, hat neun Videos analysiert und glaubt, das taktische Erfolgsrezept gefunden zu haben.

Während Hausleitner von einer Pari-Chance spricht, sagt Müller klipp und klar: "Wir wollen unbedingt gewinnen". Damit das gelingt, müssen die Rotweißroten ähnlich geduldig spielen und auf ihre Wurfchance warten können wie das der Gegner praktiziert. Das wird auch notwendig sein, weil Brasilien über eine starke Defensive und eine Klasse-Torfrau verfüge. "Chana Franciela Masson vom HC Leipzig ist eine der Besten ihres Fachs in der deutschen Bundesliga", so Müller. Er muss es als Meistermacher des 1. FC Nürnberg ja wissen.

Hypo-Wiedersehen

Ein Wiedersehen mit einer gewissen Pikanterie gibt es auch zwischen den Spielerinnen von Hypo Niederösterreich. Logwin, Rotis-Nagy, Spiridon und Budecevic treffen auf ihre Klubkolleginnen Piedade und Nascimento. Logwin und Co. verfolgten Piedade und Co. am Freitag während der ersten Spielhälfte gegen die Deutschen via TV im Hotel, in der Pause fuhren sie dann in die nur 20 Auto-Minuten entfernte WM-Halle und sahen dort das Finish live.

Müller hatte gemeinsam mit seinem Assistenten die gesamten 60 Minuten der Partie genützt, um Brasilien ein letztes Mal live zu beobachten. Ob das Studium erfolgreich war, wird man am Samstag wissen. Im vierten Länderspiel muss der vierte Erfolg her, sonst heißt es für die Müller-Schützlinge Koffer packen. Alle bisherigen Vergleiche der beiden Länder (Torverhältnis 112:65) kamen bei WM- (zwei Mal) oder Olympia-Turnieren zu Stande. Zuletzt siegte Österreich 2000 im Zeichen der Fünf Ringe in Sydney noch deutlich 45:26.(APA)