Täglicher Kampf, tägliche Dosis
Diabetes vom Typ 1, der meistens noch vor dem 25. Lebensjahr ausbricht, zählt zu den Autoimmunerkrankungen, bei denen die körpereigenen Abwehrkräfte irrtümlich bestimmte Strukturen im eigenen Körper als feindlich erkennen und dagegen vorgehen. Im Diabetes-Fall bekämpft das Immunsystem Zellen der Bauchspeicheldrüse, die das Hormon produzieren. Die Patienten müssen sich daher das Hormon lebenslang mehrmals täglich selbst spritzen.
Immunsystem kann umlernen
Bei einem Mäuse-Stamm, der von Geburt an zu dieser Krankheit neigt, steuerten die Braunschweiger Forscher diesem Effekt schon im Vorfeld entgegen: "Unter bestimmten Umständen kann das Immunsystem umlernen", schlussfolgert die Wissenschafterin Dunja Bruder. Es könne sich an Stoffe gewöhnen, die es normalerweise mit einer Abwehrreaktion bekämpfen würde.
An dem als Immuntoleranz bezeichneten Prozess sind laut Bruder so genannte dendritische Zellen beteiligt, die besonders in den Lymphknoten vorkommen. Sie seien darauf spezialisiert, den aggressiveren Zellen des Immunsystems Molekülstrukturen zu präsentieren und ihnen dadurch quasi beizubringen, was sie bekämpfen und was sie tolerieren sollten. Manche dendritische Zellen wirkten dämpfend auf das Immunsystem ein, andere stimulierend.
Koppelung von Antikörper und Protein-Molekül
Die Braunschweiger Wissenschafter nahmen nach eigenen Angaben nun die dämpfend wirkenden Zellen ins Visier und steuerten sie mit Hilfe eines Antikörpers gezielt an. An den Antikörper koppelten sie jenes Protein-Molekül, das die Autoimmunreaktion in der Bauchspeicheldrüse der Mäuse auslöst. Diese Kombination spritzten sie den betroffenen Mäusen mehrere Male nach der Geburt.
Tatsächlich präsentierten die dendritischen Zellen nach Bruders Worten den anderen Immunzellen dieses Molekül - und das Immunsystem lernte dadurch, die unerwünschte Abwehrreaktion gezielt zu unterdrücken. "Die Mäuse, die auf diese Weise behandelt wurden, entwickelten keine Zuckerkrankheit", betont die Forscherin.
Vorsicht