Wien - Das verschärfte Staatsbürgerschaftsgesetz, das am Dienstag von der Regierungskoalition im Parlament verabschiedet wurde, gilt zwar erst ab 1. Jänner 2006. Die Zahl der Einbürgerungen ist aber schon seit zwei Jahren rückläufig. Bereits 2004 wurden in sechs Bundesländern weniger Einbürgerungsbescheide ausgestellt als im Vorjahr. Nur noch in Kärnten, Tirol und Salzburg erhielten mehr Ausländer die österreichische Staatsbürgerschaft.

Absoluter Spitzenreiter war im vergangenen Jahr bei den Einbürgerungen laut Statistik Austria Kärnten. Dort stieg die Anzahl der Menschen, die die Staatsbürgerschaft erhielten, gegenüber 2003 um 58,6 Prozent. Doch diese positive Bilanz täuscht, wenn man sich die absoluten Zahlen anschaut. Mit 1581 Fällen rangiert dieses Bundesland vor dem Schlusslicht Burgenland (mit 660 Einbürgerungen) auf dem vorletzten Platz.

Weniger Bescheide

In den ersten drei Quartalen 2005 setzte sich der negative Trend bei den Einbürgerungen noch weiter fort. Mit Ausnahme der Steiermark wurden in allen anderen Bundesländern wieder weniger Bescheide vergeben. Bundesweit waren es 26.556, im gesamten Jahr 2004 gab es 41.645 (das wiederum entspricht einem Rückgang von 6,5 Prozent im Vergleich zum Jahr 2003).

Ein überdurchschnittlicher Rückgang wird für Wien registriert. Bis Ende September nahm die Zahl um knapp 20 Prozent ab. Nur 9515 Neo-Österreicher gab es bis dahin in der Bundeshauptstadt, voriges Jahre waren es (bis Ende Dezember) 16.354. Die meisten Anträge stellten Einwohner aus dem ehemaligen Jugoslawien. Knapp die Hälfte der in Wien lebenden Ausländer (117.362) kommt vom Balkan. Die zweitgrößte Gruppe bilden die Türken, gefolgt von Asiaten, Deutschen und Afrikanern (11.025).

Zugezogene bleiben

Die Ausländerquote betrug zum 1. Jänner 2005 in Wien 18 Prozent. Von den insgesamt 765.303 in Österreich gemeldeten Ausländern, wohnen 293.356 in der Bundeshauptstadt. Im Gegensatz zu den Landeshauptstädten bleiben auch 40 Prozent dieser Zugezogenen in Wien," erklärt Gustav Lebhart, von der Direktion Bevölkerung der Statistik Austria. Den Grund fügt er gleich noch an: "Wien verfügt über ein dichtes Netzwerk für Ausländer." (ker/DER STANDARD, Printausgabe, 9.12.2005)