Mehr als doppelt so viele Faxe wie 2001 langten bei der Wahl von sechs Publikumsräten des ORF ein. Aber dennoch nur 185.000 von 3,1 Millionen Gebührenhaushalten, gerade sechs Prozent.

Die Verdoppelung verdankt der ORF verstärktem Engagement der Großparteien. 2001 mobilisierte alleine die SPÖ erfolgreich für ihre Kandidaten und verpatzte der ÖVP so die Mehrheit im Stiftungsrat. Denn drei der direkt gewählten Publikumsräte dürfen im mächtigen Stiftungsrat des ORF Platz nehmen.

Die ÖVP bot denn neben Vorfeldorganisationen und Beamtenvertretern etwa in Niederösterreich auch das - beim Spendensammeln stets überparteiliche - Rote Kreuz auf, um dagegenzuhalten.

VP-Seniorenkandidat Kurt Bergmann klang nach der Wahl nicht zuversichtlich: "Es ist schwer, gegen Fritz Muliar und die SPÖ-Organisationen durchzukommen." Ihm winkt ohnehin ein Regierungsmandat im Stiftungsrat. "Ich würde es annehmen", sagt Bergmann für den Fall.

Wahlergebnis im Netz

Muliar schaffte schon 2001 die meisten Stimmen, Läuferin Steffi Graf (SP) lag hinter Gertraud Knoll, die kein zweites Mal antrat, auf Rang drei. Im Gegensatz zu 2001 fielen nun bei der Auszählung viele Stimmen für Tiergartendirektor Helmut Pechlaner auf. Ergebnisse der Wahl sind für Mittwoch angekündigt, etat.at wird berichten.

Die Wahlbeteiligung lässt Stiftungsrat Karl Krammer (SP) nach Reform rufen: Unverständlich sei, dass nur ein Teil des Publikums nur sechs von 35 Publikumsräten wählt.

Stiftungsrat Pius Strobl (Grüne) verlangte von ORF-Generalin Monika Lindner rechtliche Schritte gegen Bergmann, weil der auf Plakaten ORF-Logos einsetzt. Die Anstalt "prüft". Bergmann sagt, der ORF stellte das Logo zur Verfügung. (fid/DER STANDARD, Printausgabe, 7./8.12.2005)