Brave Händler vs. schwarze Schafe: Der Großteil des Handels hielt sich an gesetzliche Vorgaben. Bei den "Sündern" waren Schilder mit "Am Sonntag geöffnet" am Montag wieder aus den Auslagen verschwunden.

Foto: Der Standard/Regine Hendrich
Wien - Handelsgewerkschafter Manfred Wolf ist böse: "Wenn es in Wien zu keiner Tourismusregelung kommen sollte, dann können sich alle anständigen Kaufleute bei denen bedanken, die es schon wieder nicht erwarten haben können."

Grund des Zorns: Am vergangenen Sonntag hatten einige Textilhändler in der Wiener Inneren Stadt, vor allem in der Gegend Wollzeile/ Brandstätte sowie am Graben, die Ladentüren offen - ein Verstoß gegen geltende Öffnungszeitenregelungen.

Die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) hatte vor einiger Zeit anklingen lassen, dass man bereit sei, über eine so genannte "Tourismuszone Innere Stadt" zu sprechen. Der Bürgermeister könnte in einer solchen auch eine begrenzte Sonntagsöffnung zulassen (wie es in anderen Bundesländern der Fall ist). Aber: "Rechtsbruch ist für uns keine Grundlage für seriöse Gespräche in dieser Frage", sagt dazu der Wiener Vorsitzende des Wirtschaftsbereiches Handel in der GPA, Franz Georg Brantner,

In der Wirtschaftskammer Wien ist man bemüht, den keimenden Konflikt zu applanieren: "Man sollte die Kirche im Dorf lassen. Wir setzen auf Gespräche mit den Beteiligten und wir erwarten uns, dass sich alle an die geltende Rechtslage halten", sagte Wirtschaftskammerpräsidentin Brigitte Jank am Montag.

Befragung von Tourismus- und Handelsbetrieben

Die Kammer will nun in den kommenden Wochen und nach Weihnachten eine Befragung von Tourismus- und Handelsbetrieben sowie von Kunden in der City durchführen lassen, um einen Bedarf nach offenen Läden an Sonntagen zu erheben. "Die Mitarbeiter sollten sie auch befragen", grollt GPAler Wolf.

Das ORF-Landesstudio Wien filmte einige Öffnungszeiten-Sünder, die Redakteure wurden aber von den Geschäftsinhabern nicht ins Lokal gelassen. In einem Kindermodengeschäft am Graben sei dem Vernehmen nach auch eine Angestellte am Sonntag gestanden - was wiederum dem Arbeitszeitengesetz widersprechen würde. "Davon haben wir mit Schrecken auch gehört", so Wolf. Am kommenden Sonntag will die Gewerkschaft nun "private Kontrollen" ausschicken.

Laut Auskunft des Wiener Rathauses werde im konkreten Fall des gesetzeswidrigen Öffnens von Einzelhandelsgeschäften an einem Sonn- oder Feiertag mit Verwaltungsstrafen in Höhe von bis zu 726 Euro gedroht. (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 06.12.2005)