Berlin - Die Regierung in Berlin hat nach eigenen Angaben weiterhin kein Lebenszeichen von der im Irak entführten Deutschen Susanne Osthoff. Nach wie vor bemühe sich der Krisenstab, "um ein Lebenszeichen der Vermissten zu bekommen und sie schnellstmöglich in Sicherheit zu bringen", sagte ein Sprecher des deutschen Auswärtigen Amtes am Montag in Berlin. Dabei würden alle relevanten Stellen und alle Kanäle genutzt.

Der Krisenstab sei rund um die Uhr im Einsatz, um das Schicksal der Entführten zu klären. Die 43-jährige Archäologin aus Bayern war gemeinsam mit ihrem irakischen Fahrer am 25. November im Nordirak verschleppt worden. Die Täter fordern von Deutschland, die Zusammenarbeit mit dem Irak einzustellen, was die Regierung ablehnt. Unklar ist, ob die Geiselnahme politisch motiviert ist oder es um Lösegelderpressung geht.

Gerüchte um Entführung durch Ehemann

Das deutsche Auswärtige Amt wollte sich nicht zu Spekulationen äußern, wonach der frühere arabische Ehemann Osthoffs hinter der Entführung stecke, um eine Übersiedlung der gemeinsamen Tochter nach Jordanien zu erzwingen. Die Eltern leben seit vielen Jahren nicht mehr zusammen. Der Ministeriumssprecher lehnte Aussagen zu "Einzelheiten jedweder Art" ab. "Wir haben die Befürchtung, dass derartige Informationen in der Öffentlichkeit unsere Bemühungen gefährden würden."

Der Sprecher bestätigte, dass die Bundesrepublik im Sommer 2005 eine archäologische Initiative mit Geldern des Auswärtigen Amtes gefördert hat, die Osthoff für die irakische Seite koordiniert habe. Das Projekt sei aber kurz nach Anlauf "suspendiert" worden. Auf Gründe wollte der Sprecher nicht eingehen.

Bosbach: Geiseldrama könnte Monate dauern

Im Fall der im Irak entführten Deutschen Susanne Osthoff rechnet Unions-Innenexperte Wolfgang Bosbach (CDU) nicht mit einer schnellen Lösung. Man dürfe die Hoffnung nie aufgeben, aber das Geiseldrama könne sich über Tage und Wochen hinziehen, sagte Bosbach am Montagabend gegenüber dem Sender N24. Es könnten möglicherweise "zermürbende Monate" werden. Das Wichtigste sei im Moment die Kontaktaufnahme mit den Entführern; derzeit gebe es allerdings noch nicht einmal ein Lebenszeichen der Deutschen.

Die französische Botschaft in Bagdad teilte mit, sie habe erste Kontakte aufgenommen, um die Freilassung des am Montag entführten Ingenieurs Bernard Planche zu erwirken. Die Botschaft habe wie in den bisherigen Fällen alle Hebel in Bewegung gesetzt, sagte ein Sprecher am Dienstag. Planche war von einer Gruppe Bewaffneter aus seinem Haus im Westen der irakischen Hauptstadt verschleppt worden. Er vertritt in Bagdad die Nichtregierungsorganisation AACCESS. Bisher waren im Irak drei französische Journalisten entführt worden. Alle drei kamen wieder frei.

(APA/Reuters/AP)