München/Wien - Buben im Kindergartenalter sind in Deutschland offenbar in hohem Maß mit der Chemikalie DEHP belastet. Dies ergibt dem Nachrichtenmagazin "Focus" zufolge eine Studie des deutschen Umweltbundesamtes (UBA). DEHP, ein Weichmacher für Plastik, komme "in erstaunlichen Konzentrationen" vor, so UBA-Expertin Marike Kolossa. Kolossa leitet den "Nationalen Kinder-Umwelt-Survey", für den die "Focus" vorliegende Untersuchung als Vorstudie diente.

Im Urin von 24 drei- bis fünfjährigen Buben betrug der DEHP-Wert im Durchschnitt 86 Mikrogramm pro Liter, bei 31 gleichaltrigen Mädchen 41 Mikrogramm. "Das ist besonders kritisch, weil wir aus Tierversuchen wissen, dass DEHP in diesem Alter die Entwicklung der Hoden beeinflusst", so Kolossa. DEHP kann laut EU sowohl "die Fruchtbarkeit beeinträchtigen" als auch "das Kind im Mutterleib schädigen".

Die Hauptbelastungsquelle vermutet die Expertin Kolossa in der Nahrung. "Jungen essen wohl mehr Fleisch, und das kommt häufig aus DEHP-haltiger Verpackung." Ein weiteres Ergebnis der Studie: Wer täglich mehr als zwei Gläser Fruchtsaft trank, hatte erhöhte Werte von Insektiziden aus der Gruppe der Organophosphate im Urin, in jedem vierten Fall mehr als die zulässige Menge.

Diethylhexylphthalat (DEHP) ist bei einmaliger Aufnahme praktisch nicht toxisch. Bei chronischer Zufuhr kann aber DEHP bereits in geringen Mengen schädliche Wirkungen auf Hoden, Nieren und Leber ausüben. Die wichtigsten Quellen für Weichmacher im Wohnumfeld sind PVC-Teppichböden und Vinyltapeten. Andere mögliche Quellen sind z. B. Kunstleder, Regenbekleidung, Gummistiefel, Tischdecken, Duschvorhänge, Kinderspielzeug und manchmal noch Verpackungsmaterial für Lebensmittel. (APA)