"Die heimische Forstwirtschaft muss über ihren Waldrand hinausschauen", fordert Gerhard Mannsberger, Landwirtschaftsminister Josef Prölls oberster Forstexperte.

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Wien - Derzeit nehmen große Holz verarbeitende Betriebe wie Mayr Melnhof und Stora Enso ihre Produktion um bis zu 30 Prozent zurück. Der Grund: Traditionelle Holzexportländer wie Süddeutschland, Tschechien, die Slowakei und Polen brauchen mit der Beschleunigung des Wirtschaftstempos ihr Holz im eigenen Land. Die Rundholzimporte nach Österreich werden deshalb in den nächsten fünf Jahren drastisch sinken.

Säge-, Platten- und Papierindustrie sowie der Bioenergiebereich werden - zu den derzeitigen 30 Mio. Festmeter (fm) Rohholz - noch weitere 6,6 Mio. fm mehr benötigen. "Die heimische Forstwirtschaft muss deshalb über ihren Waldrand hinaussehen," rüffelt Gerhard Mannsberger, Landwirtschaftsminister Josef Prölls oberster Forstexperte, die Anbieter im Gespräch mit dem STANDARD.

Der Rohstoffhunger der Verarbeiter könne nur durch ein Mehraufkommen aus dem inländischen Wald gedeckt werden, meint er.

10.000 Jobs in Gefahr

Die Holzproduzenten pochen jedoch wiederum auf bessere Preise, was Mannsberger dazu veranlasst, auch die Industrie zu drängen. Diese müsse "ehrlich auszuloten, ob sie sich nicht doch bei den Preisen entgegenkommender zeigen kann." Derzeit kostet ein Festmeter im Schnitt 75 bis 80 Euro.

Beharrt die Forstwirtschaft "im Vergleich zum globalen Markt aber auf hohen Preisen, drohe nicht nur die Abwanderung von Firmen - in Russland liegt der Holzpreis um 55 Prozent unter dem österreichischen -, sondern auch deren Ende", meint Mannsberger. Ein Schrumpfen der Branche (derzeit 1800 Betriebe) würde nicht nur 10.000 Jobs kosten, sondern auch zum Bumerang für die Holzanbieter. Weniger Abnehmer könnten in der Folge ihr starkes "Einkäufermonopol" ausnützen und den Preis diktieren, meint der Forstexperte.

EU-Thema: Illegalität

Auch die Länder sollten zur Optimierung der Produktionskette stärker in die Pflicht genommen werden. Sie müssten ihr Budget verstärkt in die Wegeerschließung und in die Qualifizierung der Waldbauern stecken sowie auf die Holzvermarktung über Waldverbände setzen. Außerdem bräuchte die Branche statt derzeit 18 Mio. rund 30 Mio. Euro an Fördermittel, rechnet Mannsberger vor.

Während der EU-Präsidentschaft Österreichs wird es bei den Verhandlungen über internationale Forstthemen vor allem um den Kampf gegen illegale Schlägerungen gehen, wodurch ein gesamtwirtschaftlicher Schaden von 20 Mrd. Dollar entsteht. Dabei geht es um Abholzungen, bei denen gesetzliche Mengenvorschriften ignoriert werden. Was in Österreich kein Thema sei, passiert etwa in Georgien, wo 40 Prozent des Holzes illegal gefällt werden. (Monika Bachhofer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.12.2005)